Kapitel 3: Der Steckbrief

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Keine drei Stunden später saß Marc schon wieder vor seinem Monitor. Er hatte sich auf dem Feld richtig ausgetobt, war mindestens 20 Kilometer geradelt und anschließend noch lange geduscht. Nun wollte er sich zur Belohnung noch eine Runde am Computer gönnen. Gespannt öffnete er seinen E-Mail Briefkasten und surfte bei Facebook vorbei! Ob schon jemand auf seine Anfrage über Lukas Stein geantwortet hatte?

Marcs Blick wanderte nachdenklich durch sein Zimmer. An den Wänden hingen Poster von Yedi, X-Wing Fightern und Luke Skywalker – Star Wars war eine seiner Leidenschaften, und er besaß eine ganze Vitrine voll von Zubehör.

“Was dieser Lukas wohl für ein Hobby hat?”, überlegte Marc sich. Dann schaute er wieder auf seinen Bildschirm und stieß vor Freude die Faust in die Luft. Eine Nachricht im Messenger. Wer hatte ihm wohl auf seine Frage geantwortet? – Gespannte öffnete er die Nachricht und las:

Hallo Online Kid Marc,
mein Name ist Niki. Ich bin bei Facebook auf deinen Aufruf gestoßen und antworte dir, weil ich Lukas Stein kenne. Er ist ein Freund von meinem Bruder. Ich habe natürlich auch mitbekommen, dass er verschwunden ist. Wir reden zu Hause von nichts anderem mehr.
Warum willst du denn jemanden finden, der ihn kennt? Weißt du, wo er ist oder suchst du ihm auch? Wenn du ihn finden willst, helfe ich dir gerne dabei. Schick mir einfach eine WhatsApp an 01783505308, das geht schneller als Facebook. Vielleicht bis später,
Niki

Marc zappelte aufgeregt auf seinem Bürostuhl, es hatte ihm wirklich jemand geantwortet, und so schnell. Ein Mädchen, das Lukas offensichtlich kannte. Marc spürte, wie seine Neugierde erwachte. Was mochte bloß mit dem 13-jährigen Jungen aus seiner Nachbarschaft geschehen sein? Was war er für ein Mensch, was führte er für ein Leben? Er, Marc, wollte es herausfinden. Und eine Helferin hatte er auch schon – Niki. Dazu all die Möglichkeiten, die das Internet ihm eröffnete, und grenzenlos lange Sommerferien. Das Jagdfieber packte ihn, als er sich vorstellte, wie er mit Hilfe eines Mädchens das Rätsel um den verschwundenen Jungen löste. Wie er ihn vielleicht vor einem schlimmen Schicksal bewahrte, seine Entführer der Polizei auslieferte und als neuer Held der Stadt in allen Zeitungen gefeiert werden würde. Diese Vorstellung gefiel ihm, und sofort verfasste er eine Antwort an Niki:

Hallo Niki,
ich finde es super, dass du mir geantwortet hast. Ich kenne Lukas nicht, aber ich habe von dem Verschwinden durch meine Eltern gehört. Irgendwie lassen mich die Gedanken an den Jungen nicht mehr los, ich möchte unbedingt wissen, was ihm passiert ist. Und da dachte ich, am besten wäre es, etwas mehr über sein Leben zu erfahren. Kannst du mir vielleicht folgende Fragen beantworten, oder deinen Bruder danach fragen:
Hat er einen guten Freund oder eine Freundin? Hat er ein schlechtes Zeugnis oder andere Sorgen in der Schule? Was ist sein Hobby? Hat er sich mit seinen Eltern gut vertragen?
Wenn ich diese Dinge weiß, dann kriegen wir vielleicht schon etwas Licht in die Geschichte. Ich danke dir für deine Mühe, bis dann,
Online Kid Marc

Marc schickte die WhatsApp ab. Bald würden seine Eltern von der Arbeit kommen, und dann gäbe es sicher noch mehr Neuigkeiten. Vielleicht könnte er sich auch mal mit Niki treffen, überlegte er. Sie wohnte ja sicher irgendwo in der Nähe, hier in der Stadt, sonst würde sie Lukas Stein nicht kennen. Aber jetzt wollte er erst mal abwarten, ob sie überhaupt noch einmal schrieb.

Als er abends mit seinen Eltern wieder einmal den Geschmack frischer Pasta mit Tomatensoße genoss, konnte Marc kaum an sich halten. Es interessierte ihn brennend, ob es im Fall Lukas inzwischen neue Erkenntnisse gab. Allerdings sollten seine Eltern nicht unbedingt wissen, dass Marc nun selber in die Ermittlung eingreifen wollte. Mama würde sich Sorgen machen und Papa würde ihn auslachen. Zu peinlich, wenn er keinerlei Hinweise entdecken würde.

Also versuchte Marc eher gelangweilt zu klingen, als er seine Mutter fragte:” Wie war denn dein Tag heute? Gibt es Neuigkeiten über diesen verschwundenen Jungen, diesen äh, Luke oder so?” “Ach ja, das würde mich auch interessieren”, nuschelte Marcs Vater mit vollem Mund dazwischen. “In der Redaktion sprechen alle von diesem Fall, aber niemand konnte bisher Hinweise geben, die etwas Licht in die Geschichte bringen würden. Wie sieht es denn bei euch aus, hat die Polizei schon sachdienliche Hinweise bekommen?”

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“Na ja”, antwortete Marcs Mutter nachdenklich, “es ist schon sonderbar, dass niemand etwas Genaues weiß. Wir haben zwar einige Anrufe von Nachbarn und Freunden bekommen, aber nichts davon bringt uns auch nur ein Stück weiter. Inzwischen wurde die Polizei bundesweit in die Suche nach dem Jungen eingeschaltet. Bahnhöfe und Flughäfen werden gezielt abgesucht, Grenzübergänge beobachtet. Komisch ist eben, dass es keine Anhaltspunkte gibt. Wenn Lukas entführt wurde, dann müssten sich die Entführer langsam mal melden. Aber eine Entführung ist sowieso unwahrscheinlich, denn die Familie Stein ist nicht reich, das würde sich überhaupt nicht lohnen.”

“Was kann es denn dann noch sein?”, fragte Marc, während er versuchte, sich jedes Detail genau zu merken. “Irgendeine Erklärung muss es doch geben.”
“Ja, sicher gibt es eine Erklärung, aber momentan kennen wir sie nicht. Das ist eben manchmal so, und in einigen Fällen wird leider niemals aufgeklärt, was passiert ist. Schau dir bei Gelegenheit mal die Statistik an, Marc, dann wirst du dich wundern, wie viele Verbrechen niemals aufgeklärt werden.”

Marc wunderte sich nicht, denn er fand bei weitem nicht alle Polizisten so super klug, wie sie sich im Fernsehen oder Kino immer darstellten. Einige Kollegen und Kolleginnen seiner Mutter waren sogar richtig doof, da wunderte es ihn nicht, wenn die das Geheimnis um Lukas nicht aufklären konnten. Aber es gab auch kluge Köpfe und dazu gehörte seine Mutter mit Sicherheit. Doch die hatte mit dem Fall Lukas Stein vorerst nichts weiter zu tun außer die Augen offen zu halten.

“Igitt!”,  rief Marcs Vater plötzlich und hielt angeekelt ein langes schwarzes Haar zwischen Daumen und Zeigefinger hoch. “Wenn ich etwas nicht leiden kann, dann sind es Haare anderer Leute in meinem Essen”, schimpfte er. “Demnächst finde ich dann wohl noch Kontaktlinsen, Fingernagelschnipsel oder Popel in meiner Suppe. Nein, Sauberkeit in einer Küche ist einfach absolut unverzichtbar!” Marc und seine Mutter stießen gemeinsam einen langen Seufzer aus, sie wussten, nun würde der Pedant keine Ruhe mehr geben und den Rest des Abends über das Lokal schimpfen. Das war sicher für lange Zeit der letzte italienische Abend hier. Morgen würden sie dann sicher zum Griechen um die Ecke gehen.

Als Marc später im Bett lag, ging ihm immer wieder die Frage durch den Kopf, was mit Lukas wohl geschehen sein könnte. Vielleicht war er irgendwo eingesperrt, konnte sich nicht alleine befreien und wartete verzweifelt auf Hilfe. Oder er hatte seine Familie freiwillig verlassen, vielleicht wegen einem schlechten Zeugnis. Und irrte nun in irgendeiner Stadt herum. Hungrig, allein, ängstlich. Na ja, frieren würde er wenigstens nicht, bei den Temperaturen, die selbst nachts noch herrschten.

Marc konnte einfach nicht einschlafen, und die Hitze machte es auch nicht besser. Noch gegen Mitternacht, als seine Eltern schon längst in ihren Betten lagen, wälzte er sich unruhig hin und her. Als er es einfach nicht mehr im Bett aushalten konnte, machte er seine Leselampe an und zog sein Smartphone aus der Jacke. Vielleicht hatte Niki ja schon geantwortet.

Einige Minuten später las er Nikis Nachricht, die von ihr schon am späten Nachmittag abgeschickt worden war.

Hallo Marc!
Ich habe sofort versucht, deine Fragen zu beantworten. Und was meinst du, was ich rausgekriegt habe? Lukas hatte ein Versteck, mein Bruder weiß davon, aber er hat es bisher noch niemandem erzählt, weil er es nicht für wichtig hielt. Ich denke aber, dort könnten wir vielleicht wichtige Hinweise auf sein Verschwinden entdecken. Ich muss morgen bis 16 Uhr zum Schwimmtraining, aber danach habe ich Zeit. Was hältst du davon, wenn wir uns am Ausgang vom Hallenbad in der Kallestraße treffen, um 16.10 Uhr? Ich habe kurze blonde Haare und eine knallrote Schwimmtasche, an der du mich erkennen kannst. Antworte mir bitte bis morgen 13 Uhr, später bin ich weg und kann nicht mehr lesen, ob das Treffen klappt. Also dann, vielleicht bis morgen,
Niki

Marc starrte aufgeregt auf den Bildschirm. Das waren ja tolle Neuigkeiten, sicher hatte die Polizei von einem Versteck keine Ahnung, da musste er unbedingt hin. Und Niki würde er natürlich mitnehmen.

Vielleicht war das Mädchen ja ganz nett. Sofort verfasste er eine Antwort an Niki und bestätigte den Treffpunkt am Hallenbad. Dann schaltete er sein Smartphone wieder aus und versuchte erneut, endlich einzuschlafen. Langsam legte sich seine Aufregung und wich einer Vorfreude auf den morgigen Tag. Als er endlich ins Reich der Träume hinüber glitt, war es ihm, als ob der Geist von Lukas neben seinem Bett stand und seine Hände nach ihm ausstreckte. [weiterlesen]

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Kapitel 1: Sommerloch

Kapitel 4: Versteck

Kapitel 7: Spur

Kapitel 10: Kontaktaufnahme

Kapitel 13: Labor

Kapitel 16: Geteiltes Leid

Kapitel 19: Polizeieinsatz

Kapitel 22: Feuer

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Kapitel 2: Zeitungsmeldung

Kapitel 5: Mut

Kapitel 8: Dienstgeheimnis

Kapitel 11: Online News

Kapitel 14: Spionage

Kapitel 17: Unbeschrieben

Kapitel 20: Mc Gyver

Kapitel 23: Rettung

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Kapitel 3: Steckbrief

Kapitel 6: Schoko

Kapitel 9: Animals alive

Kapitel 12: Väterchen scherzt

Kapitel 15: Romball

Kapitel 18: Nackte Angst

Kapitel 21: weibliche Intuition

Kapitel 24: Fahndung

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