Leistungsdruck: Sind Eltern Schuld?

Immer mehr Kinder leiden unter Schul- oder Prüfungsangst und einem subtilen Leistungsdruck. Na klar, die Anforderungen in den Schulen steigen stetig an. Möglichst jedes Kind soll in kurzer Zeit hohe Leistungen erbringen, einen guten Schulabschluss hinlegen und eine tolle Ausbildung beginnen. Die Sorge um das Versagen des Kindes steht im Vordergrund, das verstehe ich. Doch dabei verschiebt sich die Wahrnehmung mancher Eltern, stelle ich immer wieder fest. Beispielsweise bei dieser Frage einer sicher sehr engagierten und besorgten Mutter.

Zwei 3er in Folge!

Sie schilderte mir aufgeregt die Problematik ihres Sohnes, der in die 4. Klasse geht und auf den Übergang wartet. Der bisherige 1er und 2er Schüler hatte nun zweimal hintereinander in Mathematik eine 3 geschrieben. Die Mutter war bereits zum Lehrergespräch angemeldet, um alle Fehler ihres Sohnes detailliert durchzugehen. Sie hatte doch so intensiv mit ihm geübt! Was war bloß mit dem Kind los? Es sah doch kaum fern, durfte nicht an den PC und hatte kein eigenes Handy. Am Tag vor Arbeiten wurde der Junge immer zum Spielen rausgeschickt, um seinen Kopf freizubekommen für die Arbeit. Was also war geschehen, dass er “nur” 3en in Mathe geschrieben hatte.

Ein befriedigend ist keine Katastrophe

Eine 3 ist eine befriedigende Note, nicht herausragend, aber auch nicht schlecht. So sieht es diese Mutter aber nicht. So empfindet die 3 als Zeichen einer drohenden Schulmisere. Wie soll ihr Kind mit dieser Note das Gymnasium bestehen? Was kann sie noch tun, damit sich die Noten wieder verbessern? Letztlich vermutet sie eine Prüfungsangst hinter dem Versagen ihres Sohnes. Und ich muss sagen – die steht wahrscheinlich schon in den Startlöchern.

Verdeckter Leistungsdruck ist auch ein Druck

Auch wenn diese Mutter es wirklich gut meint mit ihrem Kind, sie beschreitet da einen schwierigen Weg. Will um jeden Preis das Gymnasium und gute Noten. Doch die lassen sich nicht erzwingen. Im Gegenteil! Je mehr sich ein Kind unter Druck gesetzt fühlt, desto weniger hat es Lust und Spaß am Lernen. Und seine Angst, die Erwartungen nicht zu erfüllen, wird auch größer und größer. Kommen noch Fernsehverbote oder andere Strafen für schlechte Noten hinzu, klappt bald gar nichts mehr. Die gut gemeinte Absicht verkehrt sich ins Gegenteil. Spätestens in der Pubertät wird das Kind ausbrechen und sich vom Druck befreien wollen.

Eine 3 in Mathe ist ganz okay

Viele Kinder freuen sich über eine 3 in Mathe. Andere sehen sich die Fehler entspannt an und versuchen es beim nächsten mal einfach neu. Eine 3 ist keine Klatsche für Selbstbewusstsein. Später, auf dem Gymnasium, wird sie zu einer ganz normalen Note werden. Anlass für ein Lehrergespräch ist sie in der Regel auch nicht, meine ich. Oder, was meinen Sie zu diesem Leistungsdruck?

Schreibe einen Kommentar