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Die Dyskalkulie oder Rechenstörung bezeichnet eine grundlegende Schwäche, bei der es normal begabten Menschen besonders schwer fällt, die Welt der Zahlen zu begreifen und Rechenoperationen korrekt durchzuführen. Selbst einfache Additionsaufgaben im Zahlenbereich bis 10 sind lange nur mit großen Anstrengungen und unter Zuhilfenahme von Anschauungsmaterial lösbar. Oft haben betroffene Kinder schon früh Schwierigkeiten mit der Raum-Lage-Orientierung (oben, unten, vorne, hinten).

Mathe ist eine Fremdsprache

Subtrahieren oder Rechnungen über 10 hinaus stellen sich als große Hürde dar. Menschen mit einer Rechenstörung oder Dyskalkulie haben Probleme mit Zahlenfolgen und können Zahlen nur schwer den dazugehörigen Mengen zuordnen.

Menschen mit einer Dyskalkulie machen keine Unterschiede zwischen einer Zahl (Bezeichnung für eine Menge) und einer Ziffer (z.B. Hausnummer, Buslinie). Sie benötigen als Rechenhilfe lange ihre Finger oder andere Hilfsmittel. Sie kennen die Zahlen zwar und können sie meist auch in der richtigen Reihenfolge aufsagen, verknüpfen sie aber nicht mit Mengen oder logischen Denkprozessen.

Leitlinie Dyskalkulie gibt Handlungsempfehlungen

Mit der im März 2018 veröffentlichten S3-Leitlinie zur Rechenstörung liegen erstmals klare und fächerübergreifende Handlungsempfehlungen zur Diagnostik und Förderung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Rechenstörung vor. Die Leitlinie wurde von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e. V. (DGKJP) initiiert und von 20 wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Berufsverbänden aus den Bereichen Psychologie, Pädagogik, Medizin, Didaktik und Lerntherapie konsentiert.

Die Leitlinie steht kostenlos zum Download auf den Websites der AWMF http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/028-046.html, der DGKJP (www.dgkjp.de), des BVL (www.bvl-legasthenie.de) sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie der LMU München (www.kjp.med.uni-muenchen.de) zur Verfügung.

Dyskalkulie kann jeden treffen

Von einer Dyskalkulie oder Rechenstörung spricht man, wenn über einen längeren Zeitraum allgemeine und hartnäckige Schwierigkeiten beim Erlernen mathematischer Zusammenhänge auftreten. Dyskalkulie wird in der Regel während der Schulzeit festgestellt, erste Anzeichen sind jedoch schon im Vorschulalter zu erkennen.

Das könnten Anzeichen für eine Dyskalkulie sein:

  • Kinder, die beim Würfeln immer wieder die Augenzahl abzählen und selbst die Zwei oder Drei nicht auf einen Blick erkennen, und
  • Kinder, die sich beim Ausführen der Würfelzahl immer wieder verzählen und Zahlen nicht der entsprechenden Menge zuordnen können,
  • oder absolut kein Interesse an Zahlen und Ziffern zeigen, können eine Dyskalkulie haben.

Leider gibt es im Gegensatz zur Legasthenie noch nicht in allen Bundesländern eine Verordnung zum Umgang mit Dyskalkulie an Schulen. Häufig wird Dyskalkulie aus Unkenntnis nicht erkannt.

Rechenschwache Kinder im Sinne einer Dyskalkulie verstehen in der Schule oft schon die gestellten Aufgaben nicht und können daher mit dem Lösen gar nicht erst beginnen. Aber auch die Rechenwege sind ihnen ein Rätsel. Häufig schreiben sie einfach irgendwelche Zahlen auf, um etwas zu tun. Ihre Rechernvorgänge können sie oft nicht erklären.

Welche Ursachen gibt es für Dyskalkulie?

Viele Kinder mit Dyskalkulie haben eine Links-Rechts Schwäche. Das führt dazu, dass sie bei Rechenaufgaben nicht nur Zahlen verdrehen, sondern auch innerhalb einer Rechenoperation den Rechenweg wechseln. Merkschwächen und Wahrnehmungsschwächen, zum Beispiel bei der Raum-Lage Wahrnehmung, gehören ebenfalls zu den bekannten Ursachen.

Rechnen trainieren: Mengen auf einen Blick erfassen

Neben dem Zählen ist es auch wichtig, dass Kinder mit einer Dyskalkulie möglichst früh lernen, kleine Mengen auf einen Blick zu erfassen. Wenn sie immer nur zählend rechnen, dann dauert der Rechenvorgang später sehr lange. Daher ist es sinnvoll, Vorschulkinder immer wieder mal anzuregen, Mengen bis fünf auf einen Blick zu erfassen. Wie viele Orangen liegen in der Obstschale? Wie viele Sessel stehen im Wohnzimmer? Wie viele Würfel liegen auf dem Tisch? Spielen Sie zur Übung Domino und lassen Sie Ihr Kind die Punktmenge auf den Steinen ansagen.

Pizza und Äpfel zerteilen

Der nächste Schritt zum Verständnis von Rechenvorgängen ist das Zerlegen von Mengen. Lassen Sie Ihr Kind einen Apfel in gleich große Stücke teilen. Nehmen Sie ein Glas voll Wasser und ermutigen Sie Ihr Kind, die Hälfte davon in ein anderes Glas zu schütten. Oder sammeln Sie Kastanien und lassen Sie Ihr Kind zwei möglichst gleich große Häufchen bilden.

Sprechen Sie darüber, was mit den Materialien passiert. Lassen Sie Ihr Kind das Wasser wieder zurück schütten oder die Kastanien wieder auf einen Haufen kippen. Dabei lernt es, dass sich mit einer Menge so einiges machen lässt. Man kann sie in gleich große Mengen zerteilen, oder auch sehr verschieden große Mengen daraus bilden.