Aufschieberitis bekämpfen
Aufschieberitis bekämpfen – das schaffen wir

Wenn Ihr Kind seine Aufgaben oft in letzter Minute erledigt, kann das auch positiv sein. Bei den meisten Jugendlichen ist die Hauptursache allerdings eine Aufschieberitis oder Prokrastination. Unter Zeitdruck ist Ihr Kind vielleicht weniger ablenkbar, besser konzentriert und arbeitet effektiver. Möglicherweise braucht Ihr Teenager das euphorische Gefühl, etwas gerade noch geschafft zu haben, um besonders stolz auf seine Leistung zu sein. Auf Dauer ist das Lernverhalten aber nicht gesund und führt zu Erschöpfung. Es ist besser die Aufschieberitis zu bekämpfen.

Möchten Sie die Aufschieberitis bekämpfen?

Eigentlich gibt es das Wort Aufschieberitis gar nicht, aber trotzdem weiß jeder sofort, was damit gemeint ist. Der Fachbegriff, Prokrastination, ist eher unbekannt. Unangenehme Aufgaben eine Weile vor sich her zu schieben, kennt wohl jeder. Auf Dauer ist das Hinauszögern aber keine Lösung und Rücksichtnahme ist hier oft fehl am Platz. Allerdings ist es wichtig zu verstehen, warum ein Kind oder Jugendlicher bestimmte Tätigkeiten und Aufgaben hinauszögert. Wenn Ihr Kind die Aufschieberitis bekämpfen will, sollte es auch die Gründe dafür kennen.

4 Gründe für Aufschieberitis

1. Häufig liegt es einfach an der Faulheit und dem Wunsch, das eigene Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Für viele Kinder ist es eben schöner, faul vor dem Fernseher zu sitzen anstatt sich mit den englischen Vokabeln abzumühen. Vorbildhaftes Verhalten der Eltern, verlässliche Rituale und klare Regeln helfen dem Kind, sein Verhalten langsam zu ändern.

2. Oft steckt hinter dem Verhalten aber auch die Angst, eine Aufgabe nicht bewältigen zu können. Anstatt sich mit dem Problem zu konfrontieren, gehen viele Kinder erstmal lieber der Aufgabe aus dem Weg. Sie können mit dem Druck und der Erwartungshaltung schlecht umgehen und haben Angst, zu versagen. Befürchtet ein Kind beispielweise in einer Arbeit eine schlechte Note, reagiert es in seiner Lernhaltung womöglich mit Aufschieberitis. Hier ist eine verständnisvolle Begleitung und Unterstützung durch die Eltern wichtig.

3. Manchmal fehlt Kindern auch die Motivation eine Aufgabe in Angriff zu nehmen, weil sie das damit verbundene Ziel nicht erkennen. Sie verbinden das Üben nicht mit dem erwarteten Erfolgserlebnis. Diesen Kindern fehlt Lob und Anerkennung auch für kleine Erfolge. Lernanreize und kleinschrittige Belohnung helfen eine Motivation aufzubauen.

4. Gerade jüngere Kinder haben noch nicht gelernt, wie sie die ganzen Aufgaben des Alltags am besten in einen zeitlichen Rahmen bringen. Ihr Zeitgefühl täuscht Immer wieder passiert es ihnen, dass der Tag schon zu Ende geht und wichtige Tätigkeiten liegen geblieben sind. Das Zeitmanagement müssen sie erst lernen, und am besten gelingt das mit Hilfe der Eltern.

Warum Ihr Kind die Aufschieberitis bekämpfen sollte

Je häufiger Ihr Kind sein Vermeidungsverhalten, also die Prokrastination, einsetzt, desto schwerer wird es, dieses wieder zu ändern. Mit der Zeit entwickelt sich ein Verhaltensmuster, das immer wieder auftritt und Ihrem Kind nur schwer wieder abzugewöhnen ist. Ganz kritisch wird es, wenn Ihr Kind seine wichtigen Tätigkeiten nicht nur aufschiebt und in letzter Minute erledigt, sondern sie ganz vermeidet. Die Hausaufgaben werden gar nicht gemacht, die Sportstunde fällt aus, für die Arbeit wird nicht gelernt und die Bastelarbeit für Sachkunde liegt beim Abgabetermin noch angefangen in der Ecke.

Aufschieberitis bekämpfen
Keine Lust auf Schule

Beispiel Prokrastination

Michi hat am nächsten Tag ein wichtiges Fußballspiel. Er soll seine Hausaufgaben für übermorgen daher schon im Voraus machen. Der 10jährige spielt bei trübem Regenwetter zunächst lieber mit seinem iPad. Er glaubt, er habe ja am Abend noch Zeit für die Hausaufgaben. Doch schnell ist der Nachmittag vergangen und das Abendessen steht auf dem Tisch. Danach geht es schon ins Bett.

Ursache Aufschieberitis

Michi fehlt das Zeitgefühl. Er verschätzt sich häufig und hat dann für wichtige Dinge nicht mehr genug Zeit. Wie würden Sie reagieren?

Erziehungsverhalten bei Aufschieberitis
  1. Sie zeigen Verständnis und versichern Ihrem Sohn, dass er für die Hausaufgaben eine Entschuldigung bekommt, weil der Tag so vollgepackt war. ¨
  2. Sie werden wütend und erhöhen den Druck: „Wenn du die Hausaufgaben nicht machst, kannst du das Fußballspiel vergessen!“ ¨
  3. Sie zeigen Verständnis für das Spielbedürfnis und bieten einen Kompromiss an: „Spiel noch das Level zu Ende und dann beginnst du mit den Hausaufgaben. Wenn danach noch Zeit bleibt, kannst du weiterspielen. “ ¨
Tipp Aufschieberitis bekämpfen

Es ist keine Hilfe für Ihr Kind, wenn Sie ihm dabei helfen, unliebsame Aufgaben zu umgehen. So lernt es nur schwer, diszipliniert zu arbeiten und die Herausforderungen des Alltags zu meistern. Auch Angst oder Motivationslosigkeit verschwinden nicht, wenn sie einfach zur Seite geschoben werden. Die Aufschieberitis wird nur schlimmer, wenn Sie nicht die Ursachen anpacken. Besser ist es immer, Hilfen zur Selbsthilfe anzubieten

Erhöhen Sie nicht den Druck auf Ihr Kind

Wenn Sie merken, dass Ihr Kind eine Aufgabe aus Angst nicht in Angriff nimmt, sollten Sie auf keinen Fall den Druck erhöhen. Dieser Druck ist ja bereits die Ursache für das aufschiebende Verhalten. Besser ist es, die Barrieren abzubauen. Fragen Sie nach, aber stellen Sie das Vermeidungsverhalten nicht als Option dar.

  • Wovor hast du genau Angst?
  • Was würde dir das Anfangen erleichtern?
  • Welchen Teil der Aufgabe traust du dir zu?
  • Welche Hilfe wünschst du dir?
  • Was kann schlimmstenfalls passieren und wie verhindern wir das?
  • Womit möchtest du anfangen?
Diese 6 Tipps helfen Ihrem Kind beim Aufschieberitis bekämpfen
  1. Feste Rituale geben Aufgaben einen klaren Zeitrahmen. Hausaufgaben immer nach der Hörbuch-Ruhepause nach dem Mittagessen, Zähneputzen immer nach einer bestimmten Fernsehserie oder Ranzen packen immer vor dem Abendessen.
  2. Keine Vorwürfe oder Dauerkritik, wenn mal was nicht geklappt hat. Lieber zusammen überlegen, wie es beim nächsten Mal besser gelingen kann.
  3. Nie mit anderen vergleichen, die sich besser organisieren können. Diese Vergleiche mit Geschwistern oder Freunden wirken demotivierend und sind frustrierend. Jedes Kind ist anders und muss eigene Wege finden, sich zu organisieren.
  4. Große Aufgaben in sinnvolle Portionen aufteilen, damit sie nicht so unüberwindlich wirken.
  5. Gefühl für Zeit entwickeln. Stoppen Sie, wie lange Ihr Kind für bestimmte Aufgaben braucht. Oft ist die reale Zeitspanne viel kürzer, als es Ihr Kind empfindet. Das motiviert!
  6. Kleine Belohnungen, wenn die ungeliebten Aufgaben geschafft sind, verankert positive Gefühle und verringert die Abneigung dagegen.
Machen Sie Ihrem Kind Mut

Allen Kindern hilft es, wenn sie merken, dass ihre Eltern an sie glauben. Bestärkende Sätze helfen ihnen, das Selbstbewusstsein aufzubauen und die Bequemlichkeit zu überwinden. Vielleicht hilft dieses Verhalten nicht sofort, aber auf Dauer möchte ein Kind immer Lob und Anerkennung von den Eltern. Es wird sich bemühen, die Erwartungen zu erfüllen.

  • Ich weiß, dass du das schaffen wirst.
  • Jeder ist mal lustlos, aber du überwindest das.
  • Deinem Bruder / deiner Schwester wirst du ein Vorbild sein.
  • Wir sind so stolz auf dich.