KI-Kinderbuch spaltet die pädagogische Welt

Stell dir vor, dein Kind liest ein buntes, liebevoll illustriertes Bilderbuch – doch der Text stammt nicht von einem Menschen, sondern von einer künstlichen Intelligenz. Genau das passiert gerade: KI-Kinderbücher boomen. Immer mehr solcher Bücher tauchen bei Amazon & Co. auf, einige davon komplett automatisch erstellt. Besonders Aufsehen erregt aktuell ein Projekt der Swisscom, bei dem ein solches Buch als Innovation gefeiert wird – und für heftige Kritik sorgt.

Das Swisscom-Beispiel: Werbung oder Wertedebatte?

In einer aktuellen Kampagne stellt die Swisscom ein Kinderbuch vor, das vollständig mit Hilfe von KI geschrieben und illustriert wurde. Der Titel: „Der kleine Sternenfreund“. Die Botschaft: Kinder sollen ermutigt werden, mit KI kreativ zu werden. Doch IllustratorInnen, AutorInnen und VerlegerInnen laufen Sturm – in einem offenen Brief werfen sie dem Konzern vor, kreative Berufe zu entwerten und Urheberrechte zu missachten (Quelle: srf.ch).

Stellungnahme von Dr. Annette Hüser, erfahrene Pädagogin und Lerntherapeutin:

„Als Pädagogin sehe ich den Einsatz von KI in der Kinderliteratur mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Natürlich können KI-generierte Bücher spannend, modern und niedrigschwellig sein – gerade für Kinder, die schwer Zugang zu klassischen Texten finden. Aber das Herz eines guten Kinderbuches schlägt nicht nur im Inhalt, sondern in der emotionalen Tiefe, der Sprache und den kleinen Zwischentönen, die nur Menschen wirklich spüren und gestalten können. Wenn KI das Vorlesen ersetzt, geht eine wichtige gemeinsame Erfahrung zwischen Eltern und Kind verloren. Ich wünsche mir, dass Eltern diese neuen Technologien neugierig, aber auch kritisch begleiten – als Ergänzung, nicht als Ersatz für echte Geschichten mit Seele.“

Was steckt hinter dem Phänomen KI-Kinderbuch?

Künstliche Intelligenz kann heute innerhalb weniger Sekunden ganze Geschichten schreiben, passende Bilder malen und Bücher formatieren. Besonders Tools wie ChatGPT (für Text) oder Midjourney (für Bilder) machen es möglich, dass ohne pädagogische Ausbildung oder erzählerisches Können Bücher entstehen – ganz ohne menschliches Herzblut.

Pro und Contra: Was bedeutet das für dein Kind?

VorteileNachteile
Schnelle Erstellung von InhaltenMangelnde emotionale Tiefe
Günstig oder kostenlos verfügbarGefahr stereotypischer oder fehlerhafter Inhalte
Kreativitätsimpuls für KinderUrheberrechte und faire Bezahlung in Gefahr
Spannend für technikaffine KinderKeine pädagogische Qualitätskontrolle

Wie erkennst du ein gutes Kinderbuch – auch wenn es von einer KI kommt?

Achte beim Kauf oder Download darauf, dass…

  • das Buch altersgerecht geschrieben ist,
  • ein klarer pädagogischer oder emotionaler Mehrwert spürbar ist,
  • Illustrationen stimmig und nicht überladen oder verwirrend wirken,
  • kein Autor oder Verlag angegeben ist – oft ein Hinweis auf KI-Produktion.

Tipps für dich als Elternteil: So nutzt ihr KI sinnvoll

  1. Gemeinsam lesen: Nutze KI-generierte Bücher als Ergänzung, nicht als Ersatz.
  2. Kritisch hinterfragen: Frag dein Kind, ob es die Geschichte versteht und spannend findet.
  3. Eigene Geschichten erfinden: Nutze KI wie ChatGPT, um mit deinem Kind eigene kleine Abenteuer zu schreiben.
  4. Werte thematisieren: Sprich mit deinem Kind darüber, was echte Gefühle in Büchern ausmacht – und warum menschliche Erfahrungen wichtig sind.

Weitere Impulse findest du auf www.reimann-hoehn.de.

Übung: Mensch oder Maschine?

Aufgabe: Lies gemeinsam mit deinem Kind zwei kurze Textausschnitte. Einer stammt von einem klassischen Kinderbuch, der andere von einer KI.

Text A:
„Der kleine Fuchs schnupperte vorsichtig an der Blume. Sie roch nach Regen und Frühling. ‚Mama, darf ich sie mitnehmen?‘ fragte er leise.“

Text B:
„Ein Tier ging zur Flora. Es war rot. Es fühlte ein Aroma. Es fragte eine Bezugsperson: Kann ich es lokalisieren?“

Frage: Welcher Text klingt für euch stimmiger, herzlicher, echter? Welcher wirkt künstlich?

Lösung:
Text A stammt aus einem echten Kinderbuch. Text B wurde von einer KI geschrieben – technisch korrekt, aber ohne Herz.

Fazit: KI-Kinderbücher sind da – aber sie brauchen kluge Eltern

Ein KI-Kinderbuch kann faszinierend sein – aber es ersetzt nicht die Wärme, Weisheit und Weltkenntnis echter AutorInnen. Nutze solche Bücher bewusst und kritisch. Denn dein Kind braucht vor allem eines: Geschichten mit Herz.

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