Ist Weihnachten für SchülerInnen langweilig?

Ist Weihnachten für SchülerInnen langweilig? Erfahre, warum Langeweile entsteht – und wie du Adventszeit und Weihnachtsferien zuhause sinnvoll gestaltest.

Die Weihnachtszeit wird oft als besonders harmonisch beschrieben: Lichterketten, Plätzchenduft, gemütliche Abende. Und doch berichten viele Eltern jedes Jahr von ähnlichen Beobachtungen:
Die Kinder sind unruhig, schnell gelangweilt, gereizt oder hängen scheinbar nur noch am Bildschirm.

Sätze wie
„Mir ist langweilig.“
oder
„Wann sind endlich Ferien?“
kommen nicht selten – selbst dann, wenn eigentlich alles „schön“ sein sollte.

Doch Weihnachten ist für SchülerInnen nicht automatisch entspannend oder erfüllend. Gerade die Zeit vor den Ferien und die Ferien selbst stellen Kinder und Familien vor besondere Herausforderungen.

Warum sich SchülerInnen gerade an Weihnachten langweilen

Für Kinder und Jugendliche ist die Adventszeit häufig eine Zeit der Gegensätze. Einerseits gibt es viele Reize, Termine und Erwartungen. Andererseits fällt im Alltag viel Struktur weg.

In der Schule:

  • Klassenarbeiten sind geschrieben
  • der Unterricht läuft oft nur noch reduziert
  • klare Ziele fehlen

Zu Hause:

  • Routinen lösen sich auf
  • Erwachsene sind selbst gestresst
  • Erwartungen an „Besinnlichkeit“ stehen im Raum

Kinder brauchen jedoch gerade in emotional aufgeladenen Zeiten verlässliche Orientierung. Fehlt sie, zeigt sich das häufig als Langeweile, Rückzug oder Überdrehtheit.

Entwicklungspsychologisch gilt Langeweile nicht als Mangel, sondern als Signal: Etwas passt gerade nicht zum inneren Bedürfnis des Kindes.
(vgl. Deci & Ryan, 2000)

Langeweile ist kein Zeichen von Undankbarkeit

Wichtig ist:
Wenn SchülerInnen sich langweilen, bedeutet das nicht, dass sie undankbar oder bequem sind.

Oft fehlt schlicht:

  • Sinn
  • Mitgestaltung
  • echte Beteiligung

Kinder möchten nicht nur „beschäftigt“ werden, sondern Teil des Geschehens sein. Genau hier liegt der Schlüssel für Eltern.

Anregungen für Eltern: So wird die Zeit vor und in den Weihnachtsferien stimmig

SituationTypisches Verhalten von SchülerInnenWas dahinterstecktKonkrete Anregung für zuhause
VorweihnachtszeitUnruhe, GereiztheitZu viele Reize, wenig StrukturFeste Tagesanker schaffen (Aufstehen, Essen, Abendrituale)
Vorweihnachtszeit„Mir ist langweilig“Fehlender Sinn, wenig BeteiligungKinder in Planung einbeziehen (Was ist dir wichtig vor Weihnachten?)
VorweihnachtszeitRückzug, LustlosigkeitEmotionale ErschöpfungDruck rausnehmen, Erwartungen an „perfekte Stimmung“ loslassen
VorweihnachtszeitDauerhafte BildschirmnutzungÜberforderung, fehlende AlternativenKlare, gemeinsam vereinbarte Medienzeiten festlegen
VorweihnachtszeitStreitlust, schnelle TränenInnere SpannungBewegung einbauen: Spaziergänge, kleine Auszeiten
Heiligabend nahtNervosität, UngeduldHohe emotionale ErwartungenOffene Gespräche führen: „Was stresst dich gerade?“
WeihnachtsferienOrientierungslosigkeitWegfall von Schule und RhythmusGroben Ferienrhythmus beibehalten (Schlafenszeiten, Mahlzeiten)
WeihnachtsferienStarke LangeweileRaum für Eigeninitiative fehltLangeweile aushalten, nicht sofort „lösen“
Weihnachtsferien„Ich weiß nicht, was ich machen soll“Fehlende ZieleKleine, freiwillige Projekte vorschlagen (Basteln, Lesen, Bauen)
WeihnachtsferienWiderstand gegen LernenErholungsbedarfLernen spielerisch halten (Lesen, Rätsel, Alltagsmathematik)
WeihnachtsferienTrägheit, schlechte StimmungBewegungsmangel, WinterbluesTägliche Bewegung einplanen – auch kurz
Übergang zurück zur SchuleWiderstand, schlechte LauneAngst vor NeubeginnGemeinsam vorausblicken: Was könnte im neuen Jahr gut werden?

Was Eltern vor Weihnachten konkret tun können

1. Struktur bewusst erhalten

Auch wenn die Schule herunterfährt:
Feste Zeiten für

  • Aufstehen
  • Essen
  • Hausaufgaben oder Lernzeiten
  • Spaziergänge mit dem Hund

geben Sicherheit. Struktur nimmt Druck – sie erzeugt ihn nicht.

2. Erwartungen offen ansprechen

Viele Kinder spüren unausgesprochene Erwartungen:
„Jetzt musst du aber glücklich sein.“

Sprich stattdessen offen darüber:

  • dass auch Weihnachten stressig sein kann
  • dass nicht jeder Tag besonders sein muss

Das entlastet enorm.

3. Kinder aktiv einbeziehen

Statt Programm „für“ Kinder:

  • gemeinsam planen
  • Aufgaben verteilen
  • Entscheidungen zulassen

SchülerInnen, die Verantwortung übernehmen dürfen, erleben sich als wirksam – Langeweile sinkt deutlich.

4. Sinnvolle Aufgaben statt Dauerunterhaltung

Nicht jede freie Minute muss gefüllt werden. Sinnvoll sind z. B.:

  • beim Kochen helfen
  • Geschenke vorbereiten
  • eigene kleine Projekte umsetzen

Das stärkt Selbstständigkeit und Selbstwert.

5. Gespräche zulassen

Die ruhigere Zeit bringt oft Themen an die Oberfläche:

  • Sorgen
  • Schulfrust
  • Zukunftsfragen

Manchmal brauchen Kinder kein Programm, sondern ehrliche Aufmerksamkeit.

Die Weihnachtsferien: Zwischen Erholung und Leere

Nach den Feiertagen kippt die Stimmung bei vielen Familien. Die Vorfreude ist vorbei, die Tage sind lang, das Wetter oft trist.

Gerade dann hören Eltern häufig:
„Mir ist soooo langweilig.“

So werden Weihnachtsferien für SchülerInnen sinnvoll

1. Ferien brauchen Rhythmus

Ferien bedeuten nicht Regellosigkeit. Hilfreich sind:

  • feste Schlafenszeiten (mit Spielraum)
  • klare Tagesanker (z. B. gemeinsames Frühstück)

Kinder fühlen sich wohler, wenn Tage nicht völlig beliebig sind.

2. Lernpausen bewusst gestalten

Ferien sind keine Lernzeit – aber:

  • kurze Wiederholungen
  • Lesen ohne Leistungsdruck
  • spielerische Übungen

halten den Kopf beweglich, ohne zu überfordern.

3. Langeweile aushalten lernen

So paradox es klingt:
Langeweile ist wichtig.

Sie fördert:

  • Kreativität
  • Eigeninitiative
  • Problemlösefähigkeit

Eltern dürfen Langeweile begleiten, ohne sie sofort zu „lösen“.

4. Kleine Ziele setzen

Beispiele:

  • ein Buch lesen
  • etwas basteln
  • ein Projekt abschließen

Überschaubare Ziele geben Richtung, ohne Stress.

5. Bewegung nicht vergessen

Gerade im Winter wichtig:

  • Spaziergänge
  • kleine Ausflüge
  • Bewegungsspiele zu Hause

Bewegung wirkt oft besser als jede Beschäftigungsidee.

Was SchülerInnen jetzt besonders brauchen

In der Weihnachtszeit brauchen Kinder vor allem:

  • Verständnis statt Perfektion
  • Beziehung statt Bespaßung
  • Sinn statt Aktionismus

Wenn Eltern den Druck herausnehmen und echtes Interesse zeigen, entsteht oft ganz von selbst wieder Motivation.

Weihnachten muss nicht aufregend sein – aber stimmig

SchülerInnen erleben Weihnachten dann als langweilig, wenn:

  • Erwartungen zu hoch sind
  • Struktur fehlt
  • ihre Bedürfnisse übersehen werden

Mit etwas Klarheit, Mitgestaltung und Gelassenheit können Eltern dazu beitragen, dass die Adventszeit und die Weihnachtsferien ruhig, stärkend und verbindend werden – auch ohne großes Programm.

Quellen

  • Deci, E. L. & Ryan, R. M. (2000): Intrinsic and Extrinsic Motivations. Contemporary Educational Psychology
  • Fend, H. (2009): Neue Theorie der Schule. VS Verlag
  • OECD (2019): Future of Education and Skills 2030
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Kinder, Stress und Erholung

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