Idealerweise werden Kinder mit zunehmendem Alter immer selbstständiger, das gilt auch für Ihr Lernverhalten. Irgendwann machen sie ihre Hausaufgaben von alleine, bereiten sich selbstständig auf Klassenarbeiten und Tests vor oder arbeiten Lerndefizite ohne Aufforderung auf. Diese Entwicklung vollzieht sich in kleinen Schritten. Wie weit Ihr Kind bereits auf dem langen Weg zum selbstständigen Lernen gekommen ist, können Sie mit dem Lernverhalten-Check überprüfen.
Lernverhalten-Check: Wie selbstständig ist Ihr Kind?
Es ist ganz normal, wenn Kinder am Anfang ihrer Schullaufbahn unsicher sind und bei vielen Aufgaben die Hilfe ihrer Eltern einfordern. Je sicherer sie jedoch werden, desto mehr Aufgaben sollten sie selbstständig erledigen. Mütter und Väter, die sich zu sehr beim Lernen einbringen, tut ihrem Kind damit nichts Gutes. Irgendwann kommt der Punkt, wo die Eltern nicht mehr helfen können. Spätestens dann sollten Kinder so selbstständig in ihrem Lernverhalten sein, dass sie nicht scheitern. Besonders betroffen – die Jungen.
Checkliste Lernverhalten
Alle Fähigkeiten des folgenden Lernverhalten-Checks sollte Ihr Kind spätestens in der fünften Klasse beherrschen. Das selbstständige Arbeiten ist in der weiterführenden Schule Voraussetzung für den Erfolg. Je nachdem welche Klasse Ihr Kind zur Zeit besucht, hat es dafür noch ein bisschen Zeit.
Schätzen Sie bei jeder Fähigkeit auf der Skala ein.
1 = klappt gar nicht
2 = klappt in Teilen, kann bspw. nur 5 Minuten zuhören
3 = klappt grundsätzlich, hängt aber von der Tagesform ab
4 = klappt in der Regel ganz gut
5 = überhaupt keine Probleme, klappt immer
Und so geht es:
Fähigkeit | |||||
Ihr Kind kann aufmerksam zuhören, springt nicht dauernd auf und wird abgelenkt. (In Klasse 1 und 2 bis zu 15 Minuten, danach bis zu 20 Minuten.) | |||||
Ihr Kind stellt sinnvolle Fragen zu den Lerninhalten, Verständnisfragen und weiterführende Fragen. | |||||
Ihr Kind kann sich lange genug konzentrieren, um die Aufgaben zu lesen, zu verstehen und zu lösen | |||||
Ihr Kind ist interessiert an neuen Lerninhalten. | |||||
Ihr Kind versteht die Notwendigkeit von Hausaufgaben und macht sie in der Regel auch selbstständig. | |||||
Ihr Kind zeigt Ausdauer bei den Hausaufgaben und beendet sie in der Regel in einer vertretbaren Zeit. (Erste und zweite Klasse bis zu 30 Minuten, dritte und vierte Klasse bis zu einer Stunde.) | |||||
Ihr Kind arbeitet genau, macht wenig Flüchtigkeitsfehler. | |||||
Fehler oder Korrekturen führt es in der Regel verständnisvoll aus. | |||||
Ihr Kind kann mündliche Arbeitsanweisungen verstehen und umsetzen. | |||||
Ihr Kind kann schriftliche Arbeitsanweisungen verstehen und umsetzen. (Erst ab Klasse 2) | |||||
Ihr Kind kann Gelerntes anwenden und übertragen. (Beispielsweise selber Rechenaufgaben zu einer Einmaleinsreihe entwickeln.) | |||||
Ihr Kind hat meistens seine vollständigen Arbeitsmaterialien, es vergisst selten etwas. | |||||
Ihr Kind beteiligt sich am Unterrichtsgespräch, erklärt und fragt nach. |
Auswertung Lernverhalten-Check: Bis zum Ende der vierten Klasse sollte Ihr Kind bei allen Fähigkeiten mindestens die Stufe 4 erreichen. Gibt es einzelne Bereiche, bei denen Ihr Kind noch Schwierigkeiten hat, sollten Sie diese gezielt fördern.
So fördern Sie das Lernverhalten Ihres Kindes
Die Art der Förderung richtet sich natürlich nach der Fähigkeit, die noch nicht optimal ausgeprägt ist. Sehr unruhige Kinder, die viele Flüchtigkeitsfehler machen oder ständig etwas vergessen, profitieren beispielsweise von einem Konzentrationstraining. Bei desinteressierten Kindern muss überprüft werden, ob sie überfordert oder unterfordert sind. Nehmen Sie Kontakt mit den Lehrkräften auf und besprechen Sie, wie die Situation noch verbessert werden kann. Auch die Übungsblätter unserer Ausgaben fördern Ihr Kind und helfen ihm dabei, in der Schule erfolgreich zu sein.
Scheuen Sie sich nicht davor, verschiedene Ansätze auszuprobieren. Der Aufbau eines guten Lernverhaltens ist ein langer Prozess, der Geduld und Durchhaltevermögen benötigt.
Warum ist es wichtig sein Lernverhalten richtig einzuschätzen?
Eine gute Selbsteinschätzung hilft beim Lernen enorm. Wer weiß, dass er beispielsweise leicht ablenkbar ist, kann sein Lernumfeld so gestalten, dass Störungen möglichst ausgeschlossen werden.
Wer weiß, dass er bei den Hausaufgaben eine Rückmeldung braucht, wartet damit lieber, bis Mama oder Papa zu Hause sind.
Wer weiß, dass er an „Aufschieberitis“ leidet, kann sich leichter einem strengen Vorbereitungsplan unterwerfen.
Weiß ein Schüler solche Dinge nicht, ziehen sich seine Lernphasen oft endlos hin. Er ist dann, wie im Beispiel, ständig abgelenkt oder brütet über den Hausaufgaben, weil ihm niemand eine Zwischenmeldung gibt.
Kinder, die ihr Lernverhalten falsch einschätzen, haben regelmäßig Misserfolgserlebnisse. Sie haben nach ihrem Gefühl viel gelernt, aber es ist dann keine gute Note dabei herausgekommen.
Wie lernt man sein Lernverhalten richtig einzuschätzen?
Das lernt ein Kind am besten über eine externe Rückmeldung. Da sind natürlich die Eltern gefragt.
Braucht ein Kind zum Beispiel endlos für seine Hausaufgaben, sollte man mit dem Kind gemeinsam überprüfen, woran das genau liegt. Kann ein Kind sich Informationen nicht so gut merken, sollte es das wissen. Dann kann es (zum Beispiel mit verschiedenen Lernmethoden) andere Lernwege erschließen. Vielleicht mehr über das Hören oder die Bewegung….