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Ein Jugendarzt (Kinder- und Jugendmedizin) begleitet Kinder von der Geburt bis zum jungen Erwachsenenalter (in der Regel bis zum vollendeten 18. Lebensjahr, in manchen Fällen bis 21). Er ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und kümmert sich sowohl um körperliche als auch psychische und soziale Aspekte der Entwicklung. Vom Hörtest in der Grundschule bis zu Fragen der Sexualität oder Hautproblemen in der Pubertät ist der Jugendarzt eine wichtige Ansprechperson.
Begleitung beim Arztbesuch: So fühlt sich dein Kind sicher
Du bist in den ersten Jahren die ärztliche Begleitung deines Kindes: Bei akuten Terminen bereitest du es behutsam vor – erklärst mögliche Untersuchungen und versicherst, dass du dabei bleibst. Diese Sicherheit ist entscheidend, um Ängste zu lindern.
- Erkläre altersgerecht den Ablauf der Untersuchung.
- Lass dein Kind eigene Fragen formulieren.
- Bereite es durch Rollenspiel mit Stofftier oder Puppe auf die U-Untersuchung vor.
- Sei emotional präsent, aber halte dich mit eigenen Ängsten zurück.
Ab welchem Alter darf dein Kind allein zum Arzt?
Es gibt keine starre Altersgrenze. Ab etwa 14 Jahren dürfen Jugendliche in medizinischen Fragen selbst entscheiden – sofern sie die Konsequenzen einschätzen können (sog. Einwilligungsfähigkeit). Viele Jugendliche schätzen jedoch die Begleitung weiterhin, besonders wenn Vertrauen da ist. Wichtig: Du solltest nicht „kontrollieren“, sondern begleiten – selbstständige Entscheidungen fördern das Selbstwertgefühl.
Übergang Kinderarzt → Jugendarzt → Hausarzt
Alter | Begleitung | Ansprechpartner |
---|---|---|
0–10 Jahre | Eltern begleiten | Kinderarzt (U‑Untersuchungen, Impfungen, Erkrankungen) |
10–14 Jahre | Eltern unterstützend, Teen entscheidet zunehmend | Kinder‑ & Jugendarzt |
ab ca. 14 Jahre | Jugendliche zunehmend allein, Eltern bei Bedarf dabei | Jugendärztin–Jugendarzt, teils Hausarzt |
ab 18/21 Jahre | Erwachsen, eigenständig | Hausarzt, ggf. Facharzt |
Warum der Jugendarzt für Pubertät & Entwicklung so wichtig ist
Gerade in der Pubertät stellen sich viele Fragen – körperlich, emotional, sozial. Der Jugendarzt kann hier aufklären, beraten und auch sensible Themen ansprechen, die Jugendlichen bei Eltern schwerfallen: Sexualität, psychische Belastungen, Selbstzweifel, Essverhalten, Drogen, Medienkonsum.
Ein Vorteil: Die Atmosphäre in der Praxis ist jugendgerecht – kein Wartezimmer voller Bauklötze, sondern ernstzunehmender Raum für Jugendthemen.
Checkliste: Wie finde ich einen guten Jugendarzt
Ein guter Jugendarzt oder eine gute Jugendärztin ist mehr als nur medizinisch kompetent – dein Kind soll sich ernst genommen, respektiert und gut betreut fühlen. Mit dieser Checkliste kannst du gezielt suchen und vergleichen:
1. Empfehlungen einholen
- Frage andere Eltern (z. B. in der Schule, im Sportverein)
- Bitte den aktuellen Kinderarzt um eine Überleitung oder Empfehlung
- Sieh dir Bewertungen auf Jameda, Doctolib oder Google an
2. Erreichbarkeit prüfen
- Praxis in der Nähe der Schule oder Wohnung?
- Gute Öffnungszeiten (auch nachmittags)?
- Schnelle Terminvergabe?
3. Jugendgerechte Atmosphäre
- Ist das Wartezimmer eher auf Jugendliche als auf Kleinkinder ausgerichtet?
- Gibt es Infomaterial zu Pubertätsthemen, Sexualität, Psyche?
- Werden Jugendliche ernst genommen – auch ohne Eltern?
4. Kompetenz & Spezialisierung
- Kennt sich der Arzt mit jugendtypischen Themen aus (Haut, Psyche, Sexualität)?
- Ist er offen für LGBTQIA*-Themen?
- Gibt es Zusatzqualifikationen in Jugendmedizin oder Psychosomatik?
5. Gesprächsatmosphäre
- Nimmt sich der Arzt Zeit?
- Spricht er dein Kind direkt an?
- Wird auch das seelische Befinden thematisiert?
6. Vertrauen aufbauen
- Wird die Schweigepflicht erklärt?
- Dürfen Jugendliche allein ins Sprechzimmer?
- Gibt es einen respektvollen Umgang mit Unsicherheiten?
EXKURS: Trans Jugendliche in der Jugendmedizin*
Für trans* oder nicht-binäre Jugendliche ist der Arztbesuch oft mit Unsicherheit verbunden: Wird ihr Name respektiert? Ihre Identität anerkannt? Ein guter Jugendarzt kennt diese Themen, hört zu, fragt nach Pronomen und arbeitet gegebenenfalls mit Fachstellen zusammen.
Eltern sollten unterstützen, aber auch loslassen. Gib deinem Kind das Gefühl, dass du hinter ihm stehst – ohne Druck. Begleite, aber stelle nicht in Frage. Weitere Hilfestellungen bietet www.lernfoerderung.de in Artikeln rund um Pubertät, Rollenbilder und emotionale Entwicklung.
Arzttermin selbst organisieren
Wenn dein Kind bereit ist, allein zum Arzt zu gehen, hilft folgende Vorbereitung:
- Termin selbst vereinbaren (Telefon oder online)
- Versicherungskarte mitnehmen
- Fragen vorher notieren
- Krankengeschichte kurz erzählen können
- Nachbesprechung mit dir anbieten (freiwillig!)
Diese Schritte fördern Selbstständigkeit – ohne Überforderung. Vielleicht begleitest du dein Kind beim ersten Mal gemeinsam zur Tür und wartest im Flur.
KI im Schulalltag – Chance oder Risiko?
Während dein Kind lernt, eigenständig zum Arzt zu gehen, wächst auch seine Verantwortung in der Schule. Die Frage, wie Künstliche Intelligenz dabei hilft oder vielleicht sogar überfordert, beleuchten wir hier: KI im Schulalltag – Chance oder Risiko? – mit vielen Praxisbeispielen und Tipps für Eltern.
Übung: Arztbesuch vorbereiten – Ein Rollenspiel
Aufgabe: Spiele mit deinem Kind ein Arztgespräch nach. Du bist der Arzt, dein Kind der Patient.
Szenario: Hautausschlag im Gesicht – Was könnte es sein?
Schritte:
- Begrüßung & Erklärung, warum man kommt
- Beschreibung der Beschwerden
- Arzt stellt Fragen (seit wann, juckt es, was hilft)
- Diagnose raten & Rat geben (z. B. Salbe, Hautarzt)
Lösung: Das Gespräch schult Ausdruck, Vorbereitung & Selbstsicherheit.
Zusammenfassung
- Lass dein Kind ärztlich wachsen – von gemeinsam bis selbstständig.
- Der Jugendarzt ist mehr als Diagnostik – er ist Entwicklungsbegleiter.
- Sei offen für besondere Bedürfnisse – etwa bei trans* Jugendlichen.
- Unterstütze, ohne zu kontrollieren – so entsteht Vertrauen.