Dyskalkulie im Kindergarten erkennen

Bei Kindern, die an einer Rechenschwäche leiden, entwickeln sich mathematische Fähigkeiten und Fertigkeiten nur schlecht. Die Betroffenen können aber frühzeitig erkannt werden. Das haben Psychologen von der Uni Würzburg schon vor vielen Jahren bei einer mehrjährigen Studie herausgefunden. Jetzt prüften sie, wie sich die mathematisch schwächeren Kinder fördern lassen oder wie es klappen kann, Dyskalkulie im Kindergarten zu erkennen.

Was sind typische Fehler von Kindergartenkindern mit Dyskalkulie?

Da die Diagnose von Dyskalkulie bei Kindergartenkindern schwierig ist, gibt es keine einheitliche Liste von typischen Fehlern. Es gibt jedoch Anhaltspunkte, die darauf hinweisen können, dass ein Kind Schwierigkeiten mit mathematischen Konzepten hat. Beispielsweise könnte ein Kind:

  • Schwierigkeiten haben, Mengen zu vergleichen oder zu ordnen
  • Zahlen durcheinanderbringen oder nicht in der richtigen Reihenfolge aufsagen können
  • Schwierigkeiten haben, einfache Aufgaben wie das Zählen von Objekten oder das Zusammenzählen kleiner Zahlen durchzuführen
  • Schwierigkeiten haben, Muster in Zahlenreihen oder Formen zu erkennen
  • Schwierigkeiten haben, grundlegende geometrische Formen zu erkennen oder zu benennen.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass nicht alle Kinder, die Schwierigkeiten mit mathematischen Konzepten haben, automatisch an Dyskalkulie leiden. Eine umfassende Diagnose durch einen Fachmann ist erforderlich, um eine genaue Diagnose zu stellen und das Kind entsprechend zu unterstützen.

Studie: Dyskalkulie im Kindergarten erkennen und in der Schule

Dyskalkulie im Kindergarten

Insgesamt 134 Kinder aus den Landkreisen Würzburg, Main-Spessart, Schweinfurt und Kitzingen waren in die Studie einbezogen. Die Entwicklungspsychologen Kristin Krajewski und Wolfgang Schneider testeten zunaechst im letzten Kindergartenjahr verschiedene kognitive, vor allem zahlenrelevante Fähigkeiten. Hier ging es darum, Dyskalkulie im Kindergarten zu erkennen. Dann beobachteten sie bis zum Ende der Grundschulzeit im Sommer 2003 die mathematische Entwicklung der Kinder. Deren Leistung wurde jeweils am Ende des Schuljahres mit dem Deutschen Mathematiktest beurteilt.

Es zeigte sich: Die schon im Kindergarten festgestellten Unterschiede in den mathematischen Kompetenzen blieben bis zum Ende der Grundschule erhalten – mathematisch “schwache” Kindergartenkinder waren später auch mathematisch “schwache” Grundschüler. Fuer das unterschiedliche Abschneiden war neben der allgemeinen intellektuellen Fähigkeit ganz entscheidend das mengen- und zahlenbezogene Vorwissen verantwortlich, über das die Kinder schon vor der Einschulung verfügten.

Bis heute gibt es keine vernünftigen flächendeckenden Förderprogramme

Zu diesem Vorwissen gehören die Fähigkeiten, ein Element in eine vorgegebene Reihe einordnen zu können und zu erkennen, dass die Anzahl einer Menge nicht durch deren räumliche Ausdehnung gekennzeichnet ist. Wichtig ist auch das Zahlenwissen, wie die Kenntnis der Zahlbilder bis 10 und das Zuordnen von Zahlbildern zu akustisch vorgegebenen Zahlen bis 20. Hinzu kommen Zählfertigkeiten (vorwärts und rückwärts zählen, Vorgänger und Nachfolger von Zahlen bestimmen) und erste Rechenfertigkeiten.

Durch einen Test all dieser Fähigkeiten lässt sich im letzten Kindergartenjahr das Risiko fuer eine Rechenschwäche vorhersagen. Dyskalkulie im Kindergarten kann also erkannt werden. Leider werden diese Erkenntnisse bis heute NICHT flächendeckend umgesetzt. Vielmehr fristet die Dyskalkulie noch immer ein Schattendasein, in vielen Bundesländern wird sie überhaupt nicht anerkannt. In anderen nur bis zum Abschluss der Grundschule.

Für Kinder mit Lese- und Rechtschreibproblemen haben Wolfgang Schneider und sein Team bereits vor Jahrzehnten ein Trainingsprogramm erarbeitet. Es heißt “Hören, Lauschen, Lernen” und kommt in einigen Kindergärten zum Einsatz. Etwas Vergleichbares für die Rechenschwäche gibt es bis heute nicht. 

Fördermöglichkeiten für Kindergartenkinder im Bereich Mathe

Wenn bei einem Kindergartenkind der Verdacht auf Dyskalkulie besteht, gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Kind zu fördern:

  1. Früherkennung: Eine frühzeitige Erkennung von möglichen Problemen kann dazu beitragen, dass das Kind rechtzeitig Unterstützung erhält. Eine regelmäßige Beobachtung des Kindes und der Austausch mit den Eltern sind dabei wichtig.
  2. Förderung durch Spiele: Kindergartenkinder lernen am besten durch spielerische Aktivitäten. Es gibt verschiedene Spiele und Übungen, die das Verständnis von Zahlen und Mengen fördern, wie zum Beispiel das Zuordnen von Mengen oder das Erkennen von Zahlen.
  3. Förderung durch Bewegung: Kinder lernen auch durch Bewegung. Es gibt Übungen und Spiele, bei denen das Kind zählen und rechnen muss, während es sich bewegt. Dies kann helfen, das Verständnis von Zahlen und Mengen zu verbessern.
  4. Förderung durch gezieltes Training: Bei Dyskalkulie ist oft ein gezieltes Training notwendig. Eine erfahrene Fachkraft kann mit dem Kind spezielle Übungen und Spiele durchführen, die auf die individuellen Schwierigkeiten des Kindes abgestimmt sind.
  5. Zusammenarbeit mit den Eltern: Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist wichtig, um das Kind bestmöglich zu fördern. Eltern können beispielsweise Übungen zu Hause durchführen und das Kind beim Lernen unterstützen.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine frühzeitige Erkennung und Förderung keine Garantie für eine vollständige Heilung der Dyskalkulie ist. Eine erfolgreiche Förderung kann jedoch dazu beitragen, die Schwierigkeiten des Kindes zu minimieren und ihm ein erfolgreiches Lernen zu ermöglichen.

Hintergrundwissen Dyskalkulie

Dyskalkulie ist eine Rechenschwäche, die bei Kindern und Erwachsenen auftreten kann. Dabei haben Betroffene Schwierigkeiten beim Rechnen und Problemlösen, obwohl sie intellektuell normal bis überdurchschnittlich begabt sind. Dyskalkulie kann angeboren sein oder durch Verletzungen oder Krankheiten des Gehirns verursacht werden. Es ist wichtig zu betonen, dass es sich nicht um eine Frage der Intelligenz handelt, sondern um eine spezifische Schwierigkeit im Bereich des Rechnens.

Die Anzahl der Betroffenen wird geschätzt

Es ist schwer, genaue Zahlen über die Prävalenz von Dyskalkulie zu ermitteln, da es keine einheitliche Diagnose-Definition gibt und die Symptome variieren können. Schätzungen zufolge leiden jedoch etwa 5-6% der Schülerinnen und Schüler in Deutschland an Dyskalkulie.

Für Betroffene gibt es verschiedene Hilfsangebote, die darauf abzielen, die mathematischen Fähigkeiten zu verbessern und den Umgang mit Dyskalkulie zu erleichtern. Eine Möglichkeit ist eine spezielle Förderung in der Schule durch einen Nachhilfelehrer oder eine sonderpädagogische Fachkraft. Es gibt auch spezialisierte Therapieangebote, wie zum Beispiel das “Marburger Konzentrationstraining” oder das “Arithmetik-Training nach Prof. Gerster”. Allerdings gibt es hier von Bundesland zu Bundesland Unterschiede in der Förderung und der Finanzierung einer Lerntherapie.

10 “Typische” Fehler von Kindern mit Dyskalkulie

Schulkinder mit Dyskalkulie können eine Reihe von typischen Fehlern machen, die darauf hinweisen, dass sie Schwierigkeiten mit mathematischen Konzepten und Fertigkeiten haben. Einige häufige Fehler sind:

  1. Schwierigkeiten beim Zählen: Kinder mit Dyskalkulie können Schwierigkeiten haben, Zahlen in der richtigen Reihenfolge zu zählen oder sie können beim Zählen Zahlen überspringen oder doppelt zählen.
  2. Schwierigkeiten beim Verständnis von Zahlen: Schülerinnen und Schüler mit Dyskalkulie können Schwierigkeiten haben, die Bedeutung von Zahlen zu verstehen, insbesondere wenn es um große Zahlen oder Dezimalstellen geht.
  3. Probleme beim Rechnen: Kinder mit Dyskalkulie können Schwierigkeiten haben, mathematische Probleme zu lösen oder einfache Berechnungen durchzuführen.
  4. Schwierigkeiten beim Verständnis von mathematischen Konzepten: Schülerinnen und Schüler mit Dyskalkulie können Schwierigkeiten haben, mathematische Konzepte wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division zu verstehen oder sie können diese Konzepte durcheinander bringen.
  5. Schwierigkeiten beim Schätzen: Kinder mit Dyskalkulie können Schwierigkeiten haben, Größen oder Mengen zu schätzen.
  6. Probleme beim Verständnis von geometrischen Formen und Maßen: Schülerinnen und Schüler mit Dyskalkulie können Schwierigkeiten haben, geometrische Formen und Maße zu verstehen oder zu vergleichen.
  7. Schwierigkeiten beim Erinnern von Fakten: Kinder mit Dyskalkulie können Schwierigkeiten haben, mathematische Fakten wie Additionstabellen oder Multiplikationstabellen zu erinnern.
  8. Probleme beim Lesen von Zahlen: Schülerinnen und Schüler mit Dyskalkulie können Schwierigkeiten haben, Zahlen zu lesen oder zu schreiben.
  9. Schwierigkeiten beim Erkennen von Mustern: Kinder mit Dyskalkulie können Schwierigkeiten haben, Muster in mathematischen Problemen oder Aufgaben zu erkennen.
  10. Schwierigkeiten beim Übertragen von mathematischen Fertigkeiten: Schülerinnen und Schüler mit Dyskalkulie können Schwierigkeiten haben, mathematische Fertigkeiten, die sie in einer Situation gelernt haben, auf andere Situationen zu übertragen.

So früh wie möglich fördern

Es ist wichtig, dass Dyskalkulie frühzeitig erkannt und behandelt wird, um langfristige Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein und die schulischen Leistungen zu vermeiden. Eine frühzeitige Förderung und eine positive Einstellung können dazu beitragen, dass Betroffene ihre Fähigkeiten verbessern und ihre Potenziale entfalten können.

Hier finden Eltern Unterstützung und Hilfe

Wenn bei einem Kindergartenkind der Verdacht auf Dyskalkulie besteht, gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Kind zu fördern:

  1. Früherkennung: Eine frühzeitige Erkennung von möglichen Problemen kann dazu beitragen, dass das Kind rechtzeitig Unterstützung erhält. Eine regelmäßige Beobachtung des Kindes und der Austausch mit den Eltern sind dabei wichtig.
  2. Förderung durch Spiele: Kindergartenkinder lernen am besten durch spielerische Aktivitäten. Es gibt verschiedene Spiele und Übungen, die das Verständnis von Zahlen und Mengen fördern, wie zum Beispiel das Zuordnen von Mengen oder das Erkennen von Zahlen.
  3. Förderung durch Bewegung: Kinder lernen auch durch Bewegung. Es gibt Übungen und Spiele, bei denen das Kind zählen und rechnen muss, während es sich bewegt. Dies kann helfen, das Verständnis von Zahlen und Mengen zu verbessern.
  4. Förderung durch gezieltes Training: Bei Dyskalkulie ist oft ein gezieltes Training notwendig. Eine erfahrene Fachkraft kann mit dem Kind spezielle Übungen und Spiele durchführen, die auf die individuellen Schwierigkeiten des Kindes abgestimmt sind.
  5. Zusammenarbeit mit den Eltern: Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist wichtig, um das Kind bestmöglich zu fördern. Eltern können beispielsweise Übungen zu Hause durchführen und das Kind beim Lernen unterstützen.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine frühzeitige Erkennung und Förderung keine Garantie für eine vollständige Heilung der Dyskalkulie ist. Eine erfolgreiche Förderung kann jedoch dazu beitragen, die Schwierigkeiten des Kindes zu minimieren und ihm ein erfolgreiches Lernen zu ermöglichen.