Was tun, wenn die Ausbildung nicht das Richtige ist?

Spätestens im letzten Schuljahr stellt sich für die meisten Schüler die wichtigste Frage ihres bisherigen Lebens: Was mache ich eigentlich nach meinem Abschluss? Auch wenn viele Schulen in Deutschland Berufsvorbereitungskurse und diverse Informationstage anbieten, um Schüler auf die Berufswahl vorzubereiten, trifft nicht jeder mit der Wahl des Ausbildungsplatzes direkt ins Schwarze. Worauf sollte man aber bei der vorzeitigen Beendigung eines Ausbildungsverhältnisses achten und was für Konsequenzen hat der Abbruch?

Laut dem Berufsbildungsbericht des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) bricht circa jeder vierte Azubi die Ausbildung vorzeitig ab. Die Gründe dafür sind vielfältig: Streit mit dem Ausbildungsleiter, Mobbing, Schwierigkeiten in der Berufsschule, familiäre oder gesundheitliche Probleme oder schlicht und einfach, weil der Beruf am Ende doch nicht zu einem passt.


Die häufigsten Gründe für einen Ausbildungsabbruch

In der Regel haben Azubis, die ihre Ausbildung abbrechen möchten auch einen guten Grund dafür – und den sollte man grundsätzlich haben, da man sich sicher sein kann, dass jeder potentielle neue Arbeitgeber sich dafür interessieren wird. 

1. Unzufriedenheit mit dem Ausbildungsbetrieb
Probleme mit dem Ausbildungsbetrieb gehören mit weitem Abstand zu den häufigsten Ursachen für einen Abbruch der laufenden Ausbildung. Das kann in zwei Richtungen gehen. Oft geht es dabei um Streitigkeiten zwischen dem Azubi und dem Vorgesetzen beziehungsweise dem Ausbildungsleiter. Auch können zu viel Druck oder Konflikte mit anderen Auszubildenden beziehungsweise Mitarbeitern schnell zu einem derart vergifteten Arbeitsklima führen, dass ein weiterer Verbleib in der Firma nur schwer vorstellbar ist. Umgekehrt können auch Unterforderung und Langeweile zu Frustration führen. Anstatt etwas Sinnvolles zu lernen, verbringt man seine Zeit beispielsweise mit Kaffee kochen, dem Schreddern alter Rechnungen oder anderen belanglosen Aufgaben, die nichts mit dem zu erlernenden Beruf zu tun haben.

Jeder vierte Azubi bricht ab

2. Gesundheitliche Probleme
Wenn man häufig unzufrieden, gestresst, genervt oder frustriert ist, kann sich das negativ auf die Gesundheit und Psyche auswirken. Leider kommt es nicht selten vor, dass derartige Probleme zu Spätfolgen führen. Die Ausbildung vorzeitig zu beenden kann also notwendig werden, um sich selbst nicht noch weiter zu schädigen.

Natürlich müssen nicht alle gesundheitlichen Einschränkungen mit dem Stress der Ausbildung zu tun haben. Das Leben verläuft oft nicht gradlinig und es kann immer vorkommen, dass man innerhalb von kurzer Zeit nicht mehr ausreichend belastbar ist, beispielsweise aufgrund eines Unfalls, einer Allergie auf bestimmte Stoffe, mit denen man im Zuge der Arbeit zwangsläufig in Kontakt kommt oder einer chronischen Erkrankung.

Auch eine Lernbehinderung kann Auszubildende vor Schwierigkeiten stellen. Das Berufsbildungsgesetz schreibt hier jedoch einen Nachteilsausgleich vor. Somit kann durch eine Absprache mit dem Ausbildungsbetrieb eine Sonderregelung zu Lern- und Pausenzeiten getroffen werden und ein Abbruch der Ausbildung kann so vermieden werden.

3. Den falschen Beruf gewählt
Vor der Bewerbung auf eine Ausbildungsstelle sollte man sich natürlich gründlich über den Beruf informieren und sich ehrlich damit auseinandersetzen, ob man für die jeweilige Arbeit geeignet ist. Man sollte sich zudem fragen, ob man langfristig Spaß daran haben würde. Aber auch langes Überlegen und gründliche Recherche garantieren nicht, dass man seine Entscheidung hinterher nicht bereut.

Obwohl jeder das von der Verfassung geschützte Recht auf berufliche Selbstbestimmung hat und man daher jederzeit einen anderen Weg einschlagen kann (unter Beachtung der Kündigungsfrist, versteht sich), gibt es Personalchefs, die wenig Verständnis dafür aufbringen. Es existiert leider noch das Vorurteil, dass einem Abbrecher die nötige Reife oder das Verantwortungsgefühl fehlt, um sich auf einen Karriereweg festzulegen. Damit es bei der nächsten Bewerbung keine Probleme gibt, sollte man sinnvoll begründen, warum der Ausbildungsberuf der falsche war.

Wenn man die Beweggründe für den Abbruch plausibel darlegen kann, sind Probleme bei der Suche nach einem neuen Ausbildungsplatz jedoch selten. Wer schon bei der Bewerbung mit offenen Karten spielt und ehrlich bleibt, muss in der Regel nicht mit Schwierigkeiten rechnen.

Tipp: Bei aller Ehrlichkeit sollte die Begründung aber stichhaltiger als „Hat mir einfach nicht so gefallen“ sein!

Worauf muss man achten, wenn man die Ausbildung abbrechen möchte?

Wenn man sich endgültig zur Kündigung des Ausbildungsvertrages entschließt – beispielsweise weil man doch lieber studieren möchte, gibt es einige wichtige Faktoren, die man beachten muss, um auch rechtlich auf der sicheren Seite zu stehen:

  • Sofern die Probezeit bereits abgelaufen ist, muss die Kündigung begründet werden. Ab diesem Zeitpunkt muss auch die Kündigungsfrist eingehalten werden, deren Länge je nach Vertrag variieren kann, meist jedoch vier bis sechs Wochen beträgt.
  • Die Kündigung des Ausbildungsvertrags muss schriftlich erfolgen – und zwar in Briefform, da weder eine kurze E-Mail oder gar eine Nachricht per Messenger rechtlich bindend ist. Dieser Brief kann per Post verschickt oder auch persönlich übergeben werden. Zudem muss die Kündigung zwingend unterschrieben werden. Falls der Azubi zum Zeitpunkt der Kündigung nicht volljährig ist, übernehmen das die Erziehungsberechtigten.

Kündigung oder doch lieber Aufhebungsvertrag?

Sollte man bereits einen neuen Ausbildungsplatz gefunden haben, macht eine einvernehmliche Aufhebung des Ausbildungsvertrags meistens mehr Sinn, als eine Kündigung. Der wohl größte Vorteil dabei ist, dass dadurch die vorgeschriebene Kündigungsfrist entfällt. Es kann in Absprache mit dem Betrieb auch kurzfristig ein Datum für die Beendigung des Ausbildungsverhältnisses festgelegt werden.

Der Aufhebungsvertrag ist zudem die einzige Option, das Ausbildungsverhältnis zu beenden, falls dem aktuellen Ausbildungsbetrieb keine groben Verstöße vorzuwerfen sind und auch sonst keine schwerwiegenden Gründe für eine Kündigung seitens des Auszubildenden vorliegen. Dieser bedarf im Gegensatz zu einer Kündigung keiner Begründung, da beide Seiten zustimmen.

So lässt sich der Abbruch doch noch vermeiden

Egal ob man mit dem Lernstoff oder -tempo nicht hinterherkommt oder die Ursache für die Unzufriedenheit nun vom Betrieb ausgeht, oft hilft ein klärendes Gespräch mit dem Ausbildungsleiter, bei dem man alle Probleme auf den Tisch legt, egal wie schlimm diese auch sein mögen. Oftmals ist Verbesserungswille vorhanden, nur muss man das Gespräch suchen.

Hilfe kann man auch außerhalb des Betriebs suchen. So bietet zum Beispiel die Agentur für Arbeit die assistierte Ausbildung (AsA) an. Dabei wird der Azubi von einer Ausbildungsbegleiterin beziehungsweise einem Ausbildungsbegleiter betreut und unterstützt. Diese können unter anderem bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz helfen, aber auch das Lernen für Klausuren unterstützen oder auch bei Problemen mit dem Ausbildungsbetrieb vermitteln.

Richtig entschuldigen - kostenlose Vorlagen

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.