5 beste Lerntipps vor Weihnachten

Die Wochen vor Weihnachten fühlen sich in vielen Familien jedes Jahr gleich an: Plötzlich überschlagen sich die Termine, die Schule zieht das Tempo an, es stehen Klassenarbeiten an, Projekte müssen abgeschlossen werden, und gleichzeitig möchten Kinder wie Eltern die Adventszeit eigentlich genießen. Gerade jetzt, wenn alles ein bisschen zu viel wird, zeigt sich, wie wichtig gute Lernstrategien wirklich sind. Wer es schafft, in dieser Phase konzentriert, strukturiert und mit einer klaren Linie zu arbeiten, spart nicht nur Zeit, sondern reduziert Stress – bei allen Beteiligten.

Wie SchülerInnen entspannt und effektiv durch die Adventszeit kommen

Vielleicht kennst du das aus deiner eigenen Arbeit: Manche Kinder scheinen in der Vorweihnachtszeit regelrecht „abzutauchen“, während andere erstaunlich fokussiert bleiben. Der Unterschied liegt selten in der Begabung. Viel entscheidender ist, wie das Lernen organisiert wird und ob Routinen greifen. Die folgenden fünf Lerntipps gehören zu den wirkungsvollsten Strategien, die sich in Studien, im Schulalltag und in der Lernförderung immer wieder bestätigen. Besonders hilfreich sind sie jetzt – in einer Phase, in der Konzentration, Struktur und Motivation leicht ins Wanken geraten.

1. Kleine Lerneinheiten statt langer Sessions

Wenn die Tage kurz und der Terminplan lang ist, fällt es vielen schwer, längere Lernphasen durchzuhalten. Kurze, regelmäßige Lernblöcke hingegen funktionieren ausgezeichnet. Zehn bis fünfzehn Minuten konzentriertes Arbeiten – idealerweise ein- bis dreimal am Tag – erzeugen eine stabile Lernroutine, die sich deutlich weniger anstrengend anfühlt als ein einziger großer Block am Abend.

Das sogenannte „Spacing“, also das zeitliche Verteilen von Lerninhalten, gehört zu den bestuntersuchten Prinzipien der Lernpsychologie. Forschende wie Cepeda und KollegInnen (2006) konnten zeigen, dass verteiltes Lernen die langfristige Speicherung von Wissen erheblich verbessert. Gerade vor Weihnachten, wenn die Belastung steigt, zahlt sich dieser Ansatz doppelt aus: Kinder bleiben motivierter, die Frustration sinkt und der Lernstoff bleibt länger haften.

Ein praktischer Tipp für Eltern und Lehrkräfte: Vereinbare mit dem Kind feste Mikro-Lerneinheiten. Ein Timer schafft Verbindlichkeit und schützt vor Überforderung. Und: Diese kurzen Lernphasen funktionieren auch hervorragend unterwegs oder zwischen zwei Terminen.

Quelle: Cepeda, N. J. et al. (2006): „Spacing Effects in Learning“.

2. Feste Lernzeiten einplanen

Routine ist ein stark unterschätzter Lernfaktor. Viele SchülerInnen lernen vor den Ferien genau dann, wenn eigentlich keine Zeit ist – nämlich spät abends, wenn die Konzentration längst am Boden liegt. Feste Lernzeiten dagegen bringen Ordnung in den Alltag. Wenn ein Kind weiß: „Jeden Tag nach dem Mittagessen lerne ich 15 Minuten“, sinkt die Hemmschwelle, sich an den Schreibtisch zu setzen. Lernzeit wird zu einem festen Bestandteil des Tages, ähnlich wie Zähneputzen oder Abendessen.

Gerade in der hektischen Adventszeit wirkt ein klarer Zeitrahmen entlastend. Er sorgt dafür, dass Aufgaben nicht aufgeschoben werden und sich kein Druck aufbaut. Studien zur Selbstregulation, unter anderem von der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs), zeigen, dass strukturierte Lernzeiten Stress reduzieren und die Leistungsbereitschaft steigern.

Für den Alltag bedeutet das: Ein Lernkalender für die Adventszeit kann Wunder wirken. Eltern und Lehrkräfte können gemeinsam mit Kindern überlegen, welche Zeiten realistisch und ruhig genug sind, und diese anschließend konsequent einhalten.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs): Empfehlungen zur Selbstregulation.

Tabelle: Die 5 besten Lerntipps vor Weihnachten

LerntippKurzbeschreibungWarum es wirktQuelle
1. Kleine LerneinheitenLernen in kurzen, regelmäßigen Intervallen (10–15 Minuten)Entlastet, steigert Fokus, verbessert das Behalten durch zeitliche VerteilungCepeda et al. (2006)
2. Feste LernzeitenJeden Tag zur gleichen Zeit lernenSchafft Struktur, reduziert Stress, stärkt SelbstregulationDGPs – Empfehlungen zur Selbstregulation
3. Lernstoff visualisierenMindmaps, Lernplakate, Diagramme, farbliche MarkierungenBessere Verarbeitung und Merkfähigkeit durch visuelle KanäleMayer (2009) – Multimedia Learning
4. Wiederholen statt NeuesBestehenden Stoff festigen, statt neue Inhalte aufzubauenVerhindert Vergessen, stärkt LangzeitwissenEbbinghaus (1885) – Vergessenskurve
5. Lernfreie ZonenPausen, klare Abgrenzungen zwischen Lernen und FreizeitRegeneration, bessere Konzentration, mehr MotivationBZgA – Empfehlungen zu Pausen

3. Lernstoff visualisieren

Wenn der Kopf voll ist und die Aufmerksamkeit schwer fällt, helfen visuelle Strategien besonders gut. Mindmaps, Lernplakate, Diagramme, Piktogramme, Sketch Notes oder farblich strukturierte Tabellen wecken zusätzliche Gedächtnisressourcen. Das Gehirn kann Bilder schneller verarbeiten und leichter abspeichern als reinen Text.

Der Lernforscher Richard E. Mayer hat in zahlreichen Untersuchungen gezeigt, dass Menschen Informationen besser behalten, wenn sie durch visuelle Elemente unterstützt werden. Gerade in der Vorweihnachtszeit, wenn die Belastung steigt und Kinder häufig müde sind, schaffen visuelle Lernhilfen Orientierung und erleichtern das Verständnis.

Für die Praxis:

  • Erstelle mit dem Kind eine Mindmap für jedes Kapitel.
  • Lass wichtige Begriffe farblich markieren.
  • Arbeite mit Symbolen, die schnell erfassbar sind.
  • Entwickle kleine Lernplakate, die über den Schreibtisch gehängt werden und täglich sichtbar sind.

Solche Visualisierungen brauchen nicht perfekt zu sein. Entscheidend ist, dass sie das Denken strukturieren und den Lernstoff kompakter machen.

Quelle: Mayer, R. E. (2009): „Multimedia Learning“.

4. Wiederholen statt Neues anhäufen

Vor Weihnachten ist die Versuchung groß, noch schnell ein letztes großes Thema durchzunehmen. Doch das Gehirn lernt in Stressphasen deutlich schlechter neues Material. Sinnvoller ist es, vorhandenen Stoff gezielt zu wiederholen. Ein klar strukturiertes Wiederholungsprogramm sorgt dafür, dass Inhalte langfristig gespeichert werden – und nach den Ferien nicht mühsam neu erarbeitet werden müssen.

Die berühmte Vergessenskurve nach Hermann Ebbinghaus zeigt, wie schnell Informationen verloren gehen, wenn sie nicht wiederholt werden. Schon nach wenigen Tagen werden große Teile des Gelernten vergessen. Vor den Ferien lohnt sich deshalb eine Wiederholungswoche: Wiederholungskarten, kleine Quizrunden, kurze Tests oder LernpartnerInnen helfen enorm, um das Wissen stabil zu verankern.

Für Familien und Schulen bedeutet das: Plane bewusst Wiederholungszeiten ein. Mache daraus eine entspannte Routine, nicht etwa eine zusätzliche Belastung. Kurze Wiederholungseinheiten – gerne kombiniert mit Bewegung, Kooperation oder kreativen Aufgaben – stärken das Selbstvertrauen und verhindern den typischen „Neustart“ im Januar.

Quelle: Ebbinghaus, H. (1885): „Über das Gedächtnis“.

5. Lernfreie Zonen schaffen

Effizientes Lernen funktioniert nur, wenn es echte Pausen gibt. Wer ständig zwischen Schule, Adventsfeier, Terminen und Aufgaben hin- und herspringt, belastet sein Arbeitsgedächtnis und riskiert Konzentrationsprobleme. Lernfreie Zonen setzen dem ein wichtiges Gegengewicht. Das kann ein Nachmittag ohne Verpflichtungen sein, ein Spaziergang, eine Stunde Bastelzeit oder eine feste Grenze: Am Esstisch wird nicht gelernt, am Schreibtisch nicht gespielt.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) weist seit Jahren darauf hin, wie wichtig Regenerationsphasen für die geistige Leistungsfähigkeit sind. Pausen fördern die Aufnahmebereitschaft, reduzieren Stress und sorgen dafür, dass das Lernen insgesamt schneller und leichter fällt.

In der Adventszeit kann das bedeuten: Bewusst Räume schaffen, in denen Schule keine Rolle spielt. Ein gemütlicher Abend, ein Plätzchenbacken ohne Zeitdruck oder eine Stunde Schneespaziergang wirken oft wie ein Reset für das Gehirn.

Quelle: BZgA: Empfehlungen zu Pausen und Belastungsregulation.

Weniger Stress, mehr Klarheit und bessere Lernergebnisse

Die Vorweihnachtszeit ist herausfordernd, aber sie bietet auch eine Chance: Kinder lernen, wie sie mit begrenzter Zeit und hoher Belastung umgehen können. Mit kleinen Lerneinheiten, festen Zeiten, visuellen Methoden, gezielten Wiederholungen und echten Pausen bleibt das Lernen übersichtlich und machbar. Und gleichzeitig bleibt genug Raum für das, was diese Wochen eigentlich ausmacht: Vorfreude, Familie, kleine Rituale und gemeinsame Momente.

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