Künstliche Intelligenz: Wie gut sind Sie vorbereitet?

Menschenähnliche Roboter, fliegendes Taxi und sprechende Kühlschränke  – wenn ich führende Wissenschaftler und Zukunftsforscher ernst nehme, erwarten uns alle große Veränderungen. Besonders das Leben meiner Kinder wird in zehn Jahren gravierend nicht nur von meiner Kindheit, sondern auch von dem Istzustand heute abweichen. Von selbstfahrenden Autos und intelligenten Kühlschränken mal ganz abgesehen, die sind ja bald schon Standard.

Künstliche Intelligenz auch auf dem Klo

In wenigen Jahren wird mein Kind womöglich seine eigene Alexa haben, seinen ganz persönlichen Begleiter, seinen digitalen Coach. Es wird ihm einen eigenen Namen geben und mehr mit ihm kommunizieren, als mit seinen Eltern oder seinen Freunden. Der Vorteil davon ist, dass Smartphones und Computer integriert sind, und mein Kind so beim Wandern in der digitalen Welt seine Hände frei haben wird. Finde ich das gut? Mmmmm

Das Mikrofon für die Kommunikation mit dem digitalen Diener wird schon bei der Geburt mit einer Spritze blitzschnell und schmerzlos unter die Haut gesetzt. Zunächst suchen wir, die Eltern, einen Namen für die künstliche Intelligenz aus, an seinem 3. Geburtstag darf unser Kind das dann selber machen. Ein wichtiger Schritt in die digitale Welt. Willkommen im Wunderland!

Der individualisierte digitale Helfer, ich nenne ihn gerne MySlave, kann fast alles. Er unterstützt mein Kind von morgens bis abends und sogar in der Nacht. Wenn mein Kind schlafen geht, erklärt es MySlave wovon es gerne träumen möchte – und Lernstoff wird in die Träume integriert. Durch eine spezielle Musik und kognitive Schwingungen macht MySlave diesen Wunsch war.

Alpträume und schlaflose Nächte gehören der Vergangenheit an. Lernen im Schlaf wird Realität sein.

AI

Ein entspannter Morgen in der digitalen Welt

Morgens weckt MySlave mein Kind genau zum richtigen Zeitpunkt, keineswegs brutal in einer Tiefschlafphase. Mein Kind wird dann frisch, munter und ausgeruht aus dem Bett springen und die Kleidung anziehen, die ich ihm hingelegt habe. Ja, ein bisschen was machen die Eltern auch noch, aber nicht mehr viel.

Die Lieblingskleidung meines Kindes wurde ihm natürlich auch von seinem Helfer empfohlen, die günstigsten Angebote in der Nähe herausgesucht und online bestellt. Eine Drohne hat die Sachen gebracht, ich habe sie nur noch gewaschen und zurechtgelegt. Und natürlich digital bezahlt.

Im Bad wird die Gesundheit gecheckt, der Urin automatisch untersucht, der Spiegel kontrolliert die Iris und der Badezimmerboden ist eine Waage.

Mein Kind wird etwas Gesundes frühstücken. Unser intelligenter Kühlschrank hat bereits etwas zusammengestellt und auch die Kakaomaschine spuckt pünktlich das heiße Lieblingsgetränk aus. Selbstverständlich ist es mit genau den Mineralien und Vitaminen versetzt, die meinem Kind an diesem Tag fehlen. Die Urinanalyse gibt die notwendige Zusammensetzung an die Kakaomaschine weiter.

Bett, Frühstück, Schule

Einen Schulranzen braucht mein Kind nicht mehr, alle seine Computer sind miteinander vernetzt und selbstverständlich hat es in der Schule ein eigenes Laptop. Die Hausaufgaben, die mein Kind zu Hause gemacht hat (ich befürchte, dass MySlave seine Finger im Spiel hatte) sind selbstverständlich sofort in die Cloud geladen worden, die sich seine Lehrer schon angesehen haben. Hausaufgabenkontrolle in der Schule, das ist Vergangenheit und kostet viel zu viel Zeit. Lern-Bots kontrollieren die hochgeladenen Aufgaben meines Kindes und melden Fehler direkt an die Lehrer.

Kind mit Brille

Nach dem Frühstück schnappt sich mein Kind seine Jacke und verlässt das Haus. Ja, einen Kuss bekommt es noch von mir, schließlich sehen wir uns jetzt viele Stunden nicht. Draußen springt es in ein vorbeifahrendes, fahrerloses Auto und ist 10 Minuten später in der Schule (an ein Auto mit Lenkrad kann sich mein Kind nicht mehr erinnern). Selbstverständlich wird ihm im Auto eine kurze aber ausführliche Zusammenfassung seiner täglichen Termine vorgespielt. Mein Kind ist dann bestens für den Tag präpariert.

Schule wird zum intuitiven Lernort

Beim Betreten des Klassenraumes bekommt mein Liebling von seinem Klassenlehrer sofort eine persönliche Rückmeldung zu seinen Hausaufgaben. Das funktioniert ganz ohne Worte über die E-Learning glasses. Dieses hochtechnisierten Brillen werden zu Anfang des Schuljahres an alle Kinder ausgegeben und mit ihren persönlichen Daten gefüttert. Wir haben dafür gleich eine Versicherung abgeschlossen, weil der Verlust mit sehr hohen Kosten verbunden wäre. Doch das ist alternativlos. Ohne das Tragen dieser Brille wäre unsere Kind in der Schule nicht aufgenommen worden.

Zügig setzt es sich an die Korrektur seiner Fehler. Intelligente Lernprogramme helfen ihm dabei, Wissenslücken aufzufüllen. Jedes Kind arbeitet auf seinen individuellen Wissensstand und wird so durch kontinuierliche Rückmeldungen und Erfolgserlebnisse motiviert.

Anschließend bespricht die Klasse gemeinsam, welche Themen am Tag erarbeitet werden sollen. Sie sehen sich Lernvideos dazu an und erarbeiten interaktive Aufgaben. Mein Kind liebt Biologie, denn dann dürfen alle Schüler VR Brillen (Virtuell Reality) aufsetzen und durch den Körper wandern. Das macht meinem Kind so viel Spaß, dass ich mir vorstellen kann, dass es später mal Menschen dabei helfen möchte, wieder gesund zu werden.

Geschichtsunterricht: was war das noch mal?

Nachmittags übt sich die Klasse meines Kindes in vergessenen Fähigkeiten. Sie schauen sich Bücher an, lernen im Schulgarten verschiedene Obst und Gemüsesorten kennen und sehen Videos, in denen Mahlzeiten von Hand auf einem Herd zubereitet werden. Manchmal kommt mein Kind mit leuchtenden Augen nach Hause und erzählt mir von mysteriösen und geheimnisvollen Gegenständen wie Plattenspieler oder Telefonzellen. Dann hole ich ein Fotoalbum aus dem Keller, eines mit unbewegten und nicht ge-photoshopten Bildern, und erzähle verträumt und ein bisschen wehmütig aus meiner Vergangenheit.

Bewegung hält mein Kind gesund

Besonders wichtig ist der Sport in der Schule. Alle Kinder sitzen viel zu lange und haben die klassischen Krankheiten Kopfschmerzen, Kurzsichtigkeit und Rückenschmerzen. Im Sportunterricht lernen sie auf einem Bein zu hüpfen, Purzelbäume zu machen, Bälle zu werfen und zu rennen. Immer wieder hören wir von schweren Unfällen, aber unser Kind hat sich bisher ganz gut angestellt. Besonders geschickte Kinder dürfen sogar Fahrradfahren und Bälle in Körbe werfen. Das werden aber immer weniger.

Eliteschulen haben echte Menschen im Angebot

Wir sind froh, dass unser Kind einen Platz in einer echten Schule bekommen hat und nicht nur virtuell mit menschenähnlichen Robotern oder digitalen Lerngruppen lernt. So hat es Kontakt zu echten anderen Kindern und lernt so wichtige Dinge wie sich zu unterhalten, auf Fragen zu antworten und die Körpersprache zu dekodieren.

Wir haben jetzt einen Antrag gestellt, dass unser Kind in einer speziellen Förderstunde lernen darf, mit Stiften zu schreiben und zu malen. Davon versprechen wir uns sehr viel, denn fast niemand beherrscht mehr diese alte Kunst. Zu seinem zehnten Geburtstag schenken wir ihm dann einen Füller. Darüber wird es sich wahnsinnig freuen!

Was denken Sie, wird es in wenigen Jahren so aussehen in unsern Leben? Schreiben Sie mir an info@lernforderung.de – ich bin gespannt, wie Sie das sehen.

Ihre

Uta Reimann-Höhn, Diplom Pädagogin, Autorin, Lerntherapeutin