Hochbegabt und trozdem schlechte Noten

Ungefähr zwei Prozent unserer Kinder sind hochbegabt, haben also einen IQ von 130 und mehr. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass diese begabten Schülerinnen und Schüler ihr Potenzial auch wirklich nutzen können. Zwischen einer Hochbegabung und einer tollen Schullaufbahn liegen zahlreiche Stolpersteine. Ein schlecht entwickeltes Lernverhalten, Neid und Unverständnis anderer Eltern, eine schlechte Beschulung und die Ausgrenzung von anderen Kindern können dazu gehören.

Hochbegabung
Ich soll mich anstrengen? Ging bisher doch auch so.

Hochbegabte müssen das Lernen lernen

Auch Hochbegabte müssen lernen, ihre Fähigkeiten zu nutzen, zu trainieren und zu verbessern. Auch wer Inhalte schnell versteht, muss sie trotzdem erst einmal aufnehmen. Zuhören, umsetzen, lernen und wiederholen müssen eben auch hochbegabte Kinder, wenn auch weniger oft als die anderen. Ohne gewisse Kompetenzen können sie weder ihren Alltag bewältigen noch gute Leistungen in der Schule bringen.

Oft treten die Probleme mit dem Lernen erst auf, wenn für die Hochbegabten etwas unerwartet komplizierter Lernstoff auftaucht. Sie sind es gewöhnt, viel bereits zu wissen und neues schnell zu verstehen. Geht es plötzlich um Wissen, das richtig gelernt werden muss, fehlt ihnen die entsprechende Arbeitshaltung. Dann stürzen ihre Noten ab, obwohl sie intellektuell durchaus mehr als in der Lage sind, den Stoff zu verstehen.

So unterstützen Sie Ihr hochbegabtes Kind:

  • freuen Sie sich über seine Neugier und bieten sie ihm “Stoff” für seine Entwicklung an
  • unterstützen Sie Kontakte zu Gleichaltrigen, vielleicht im Sport und im musischen Bereich
  • finden Sie Herausforderungen für ihr Kind, vielleicht eine neue Sprache oder ein Instrument
  • sensibilisieren Sie die Lehrkräfte für das Thema, eventuell mit der Unterstützung von fachleuten aus dem schulpsychologischen Dienst oder von Erziehungsberatungsstellen
  • nehmen Sie Kontakt zu gleichgesinnten Eltern auf, sprechen Sie über Ihre Erfahrungen
  • lassen Sie sich von Fachleuten (Beratungszentren) beraten
Hochbegabung
Das herz liegt links, es ist ein Organ.

Hochbegabung ist eine Geheimkraft

Wer hochbegabt ist, merkt das nicht gleich. Und auch die Umgebung, Familie, Freunde oder Lehrer, entdecken Hochbegabte nicht automatisch. Schließlich fehlen solche offensichtlich herausragenden Merkmale wie schnell laufen können, toll Fußball spielen oder gut singen können. Hochbegabung ist eine “Geheimkraft”, die sich erst nach und nach zeigt und oft übersehen wird.

Juchu, mein Kind ist hochbegabt!

Eine Hochbegabung ist laut wissenschaftlichen Studien ein echtes Geschenk. Wer hochbegabt ist, lebt bewusster und gesünder, hat intaktere Beziehungen und mehr Erfolge in Schule, Studium und Beruf. Jedenfalls dann, wenn die Hochbegabung erkannt und entsprechend gefördert wird. Leider werden hochbegabte Kinder in der Schule noch immer nicht flächendeckend erkannt. In der Ausbildung zum Lehramt ist das Thema nicht verpflichtend vorgesehen. So kommt es, dass manche Kinder aus Langeweile und Unterforderung das Lernen verweigern und nicht ihren Möglichkeiten entsprechend unterrichtet werden.

Entwarnung: Handlungsbedarf besteht nicht automatisch

Wenn hochbegabte Kinder sich in ihrer Klasse wohlfühlen, ein erfüllendes Hobby betreiben und Freunde haben, besteht für Eltern kein Handlungsbedarf. Erst wenn ein Kind unglücklich und unterfordert ist, keine Freunde findet und sich ständig langweilt, muss etwas geschehen. In diesem Fall kann ein Test helfen, den Ursachen auf den Grund zu gehen. Doch auch dann ist Normalität angesagt. Hochbegabte müssen ebenso wie alle anderen Regeln akzeptieren, sich mal langweilen, ihren Ranzen aufräumen und die Hausaufgaben machen. Diese dürfen jedoch dem Wissenstand des Kindes angepasst sein und sollten es sanft fordern.

2 Responses

  • Bei meinem Enkel,15 J. hat man einen IQ von 130 festgestellt. In den ersten 4 Schuljahren brachte er sehr gute Leistungen. Dann im Gymnasium sackten die Leistungen ab und er wurde sozial auffällig. Seine Eltern nahmen ihn freiwillig v. Gymnasium und nun ist er in der 9. Klasse d. Realschule. Seine Leistungen verbesserten sich auch dort nicht erheblich. Zur Zeit ist er total abgesackt, bringt nur noch 5er und 6er und Einträge wg. schlechtem Verhalten. Seine Freizeit verbringt er nur noch am smartfon u. am Laptop. Mit seinem besten Freund und dessen Vater beschäftigt er sich fast ausschliesslich mit Pyrotechnik.
    Seine Eltern waren die ganzen Jahre an seiner Entwicklung interessiert, liessen ihn an bezahlten Fördermassnahmen teilnehmen.
    Momentan wissen sie nicht weiter, allein das Thema Schule darf keiner mehr erwähnen. Sonst flippt er aus u. sagt, er werde jetzt immer solche schlechten Noten bringen. Haben Sie einen Rat für die verzweifelten Eltern?

    • Liebe Frau M.,
      das klingt nach sehr heftigen Pubertätsproblemen. Vielleicht hat Ihr Enkel gerade die Nase voll von Förderungen und gut gemeinten Unterstützungen. Ich würde eine Familienberatung empfehlen, um zu sehen, was er bereit ist zu leisten. Da er ja nicht dumm ist, darf er ruhig selber Verantwortung übernehmen. Möglicherweise bietet sich ein Auslandssemester an, eine Ausbildung oder sonst eine Unterbrechung von der Schule. Ein Praktikum bei einem Pyrotechniker? Auf jeden Fall muss er sich aktiv einbringen, also einem Vertrag zustimmen oder (am besten) selber etwas vorschlagen. Später kann er immer noch das Abi nachholen oder sich weiterbilden. Viel Erfolg und gute Nerven wünscht Uta Reimann-Höhn

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